DFB-Frauen unter den besten Vier – mit 10,7 Mio. Fans vor der Glotze

mit Update 21.7.
Ich war am Schluss nicht mehr dabei. Die Uefa-Anstosszeiten führen zu Elfmeterschiessen um Mitternacht. Das ist nicht für jede*n zumutbar. Elfmeterschiessen sind zwar dramaturgische Psycho-Spitze – sportlich und vor allem ästhetisch aber in erster Linie uninteressant. Für mich. Aber ich repräsentiere niemanden. Also verneige ich mich: das Team und sein Trainer können nicht alles falsch gemacht haben, wenn sie die starken Französinnen – mit einer Frau weniger, und mal wieder – zur Verzweiflung gebracht haben.

Begünstigend fürs junge Publikum: die Schulferien. Da drücken auch strenge Eltern mal ein Auge zu, und lassen die Kinder – zumal am Samstag – wie am Mittelmeer an der gesellschaftlichen Öffentlichkeit teilnehmen. Die TV-Quote von 10,7 Mio. entspricht einem sehr starken ARD-Tatort – meistens nur im Winter bei schlechten Wetter zu erreichen – und die 52% Marktanteil (nur bei denen, die überhaupt vor der Glotze sassen), übertreffen um diese warme Jahreszeit alles: Tatorte, ZDF-Wilsbergs (die ansonsten an dieser Stelle platziert sind) – und auch die DFB-Männer, in der TV-Quote und sportlich sowieso.

Warum also nochmal genau kein Equal Pay?

PS: Das “Politische” am Fussball können Sie nicht erkennen? Das finden Sie hier. Sogar in Köln. Hans Schäfer hätte seine Freude daran.

Update 21.7.

Eine gute, weil kritische Spielanalyse liefert die fachkundige Alina Schwermer/taz, die die Benennung der fussballerischen Schwächen der deutschen Frauen nicht versäumt. Aus diesen von ihr genannten Gründen sehe ich den spanischen Fussball lieber als den deutschen. Aber Schwermer begründet ebenso treffend, warum das im Halbfinale nicht spielentscheidend sein muss, sondern auch ganz anders kommen kann. Das ist eben das Schöne an diesem Sport.

Über Martin Böttger:

Avatar-FotoMartin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
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