Alina Schwermer – fachlich guter Fussballjournalismus ist möglich
Endlich schreibt es mal eine, warum ich heute Abend für Spanien bin. Es ist legitim, den Gegnerinnen den Spass am Fussballspielen zu verleiden. Schön ist es nicht. Und es ist eine uralte deutsche Marotte.
1982 bei der WM (der Herren) in Spanien war es, da spielte das Brasilien des Sócrates Brasileiro Sampaio de Souza Vieira de Oliveira den schönsten Fussball der Welt. Und schied mit 2:3 gegen Italien aus, weil seine Defensive Paolo Rossi von Lanerossi Vicenza nicht unter Kontrolle bekam. Beide Helden des Fussballs leider schon tot. Der Sieg des fussballerischen Spiels gegen die den-Spass-am-Fussball-nehmen-Strategie war dann im Finale der Flankenlauf von Bruno Conti zum verdienten 3:1 gegen den deutschen Rumpelfussball. Und der schönste Sieg der Gerechtigkeit war der jubelnde Antifaschist auf der Ehrentribüne – allemal schöner anzusehen als Helmut Kohl. Auch die Frauen Italiens werden es eines Tages so weit bringen.
Heute aber spielen die Deutschen gegen Spanien, das Mass aller schönen Dinge im Fussball der Damen wie der Herren. Und es soll wieder so “funktionieren” wie gegen Frankreich. Lesen Sie dazu
Alina Schwermer/taz: “Können oder wollen sie nicht? – Es ist Frauenfußball-EM und das deutsche Team steht unerwartet im Halbfinale. Denn das Spiel der Deutschen sieht oft aus, als sei es 2010 eingefroren.”
Ein deutscher Sieg heute Abend ist denkbar. Aber ist er auch wünschbar? Ich bin ein Freund des schönen Spiels. Ich würde gerne mal überrascht.
Ich war selbst ein selten mittelmässiger, meistens schlechter Fussballspieler (ohne Verein, nur Hobby). In den Deutschen erkenne ich mich ständig wieder. Gefallen tut mir das nicht. Ich bin gegen Krieg – für Kunst.
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