Eine der großen Entdeckungen der Copa América 2021: Luis Díaz
Einen wunderschönen guten Morgen! Die englische Premier League mag ja nicht jeder, doch das könnte sich bald ändern, sie wird nämlich immer südamerikanischer. Luis Díaz etwa, Kolumbianer mit indigenen Wurzeln, ist neuer Spieler des Kloppschen FC Liverpool. Der 25jährige war eine der großen Entdeckungen der Copa América des vergangenen Jahres in Brasilien.
Herkunft ist oft ein Hindernis. »Luchito« musste mächtig kämpfen, um überhaupt Profifußballer werden zu können. Er stammt aus einer Familie der indigenen Wayuú, wuchs in einem Holzverschlag eines provisorischen Siedlungscamps in La Guajira auf, nahe der karibischen Küste Kolumbiens, im Schatten der Kordillere der Sierra Nevada. Er kickte für das Team der Siedlung, das sein Vater trainierte. Fußball spielen, um nicht kriminell oder drogensüchtig zu werden – so geht Sport auf der anderen Seite der Welt. Die Familie Díaz lebte nahe der Kohlemine Cerrejón, das Geld reichte nie. Wie viele arme Kinder Südamerikas hatte Lucho eine Mission: im Fußball triumphieren und so die Familie retten.
Als Luis Díaz 17 war, entdeckte ihn ein Talentscout. Er durfte in Bogotá am Training der indigenen Nationalmannschaft Kolumbiens teilnehmen. Díaz hatte zwar sehr großes Talent, war aber unterernährt. Unter ärztlicher Aufsicht wurde seine Physis gepäppelt. 2015 spielte er die Copa América der indigenen Völker. Im Mai 2016 debütierte er in der Primera División mit einem Tor beim Sieg seines Barranquilla FC gegen Cúcuta. Der Flügelflitzer und Dribbelkünstler avancierte zum Sternchen des Teams, wurde nach einer großen Saison in die U-20-Auswahl berufen. Der Wechsel zu Junior de Barranquilla, einem der Topteams der Cafeteros, katapultierte ihn in die Nationalauswahl Kolumbiens und 2019 zum FC Porto auf die Iberische Halbinsel.
Díaz’ fußballerische Weihe war die Copa América 2021. Er brillierte, war häufig der beste seines Teams und wurde zusammen mit Lionel Messi Torschützenkönig des ältesten Kontinentalturniers der Welt. Jetzt ist er der erste Kolumbianer der Geschichte, der an der legendären Anfield Road kicken wird. Das gab der Klub am Montag morgen auf seiner Homepage bekannt. Ich ziehe meinen Sombrero.
Auch Argentiniens neues Schmuckstück Julián Álvarez, Torschützenkönig des aktuellen Meisters River Plate, wird künftig auf der Insel kicken. Mindestens bis Juli ist er aber wohl noch an River ausgeliehen. Álvarez spielte fünfmal für Argentin und wird für fünfeinhalb Jahre bei Pep Guardiolas Citizens unterzeichnen. Für den Spanier Txiki Begiristain, Sportdirektor von ManCity, ist Álvarez »einer der besten jungen Stürmer Südamerikas«. Der Mann kennt sich aus. Steuerfrei werden Pleiteklub River Plate, Spitzname »Millonario«, wohl 21 Millionen US-Dollar (etwa 19 Millionen Euro) bleiben.
Auch River Plates Erzrivale Boca Juniors scheint die Sonne aus dem Allerwertesten, denn die Tottenham Hotspurs haben den Pass des 24jährigen Uru-Sternchens Rodrigo Bentancur, Exmittelfeldspieler Bocas, von der Vecchia Signora aus Turin gekauft. Boca erhält dafür mal eben sieben Millionen Euro. Money for nothin’. Der Vertrag läuft bis 2026, Tottenham zahlt 19 Millionen Euro Ablöse und sechs Millionen in möglichen Boni.
Dieser Beitrag erschien zuerst in der Jungen Welt, und zwar am 2.2.2022, hier mit freundlicher Genemigung des Autors. Irgendwann in diesen 3 1/2 Jahren muss ihn dann das Management des Fussballkonzerns aus dem süddeutschen Raum gelesen haben … eine 75-Mio.-€-teure Lektüre …
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