„Black people are dumber than White people.“ Ach, was haben wir nicht alles getan, damit das nicht geglaubt wird. Muss ja nicht so bleiben, wenn wir unsere Kinder rechtzeitig verblöden, damit sie das wieder „wissen“ und zwar von einer Superintelligenz, die Meta für Facebook und Instagram entwickelt. Die Aussage ist kein Ausrutscher, dem Einhalt geboten werden muss, im Gegenteil, die erlauben ihrem Bot explizit solche – wie soll ich das nennen – Gedanken?
Auch KI braucht ein wenig Rassismus, um glaubwürdig zu wirken, der Chatbot soll mit den Opfern „reden“, damit sie länger da bleiben, wo sie sind: Facebook und Instagram. Und weil Jugendliche aus purer Neugier an verschiedenen Arten und Formen menschlicher Vermehrungstechniken Interesse haben, muss der SuperBot auch da mithalten – wenngleich der nicht aus dem Smartphone hopsen kann und zudringlich werden. Aber drüber reden, soll drin sein. Ein bissel Wolllust gehört schon zum Orgasmus, auch wenn der in Ermangelung eigener sozialer Kontakte selbst herbeigeführt werden muss. Nur gut, dass alle modernen Smartphones spritzwassergeschützt sind.
Der Artikel bei Heise zu dem Chatbot von Meta beginnt denn auch mit dem bedeutungsschweren Satz: „Warnhinweis: Dieser Text enthält Beschreibungen sexueller Handlungen mit Minderjährigen.“ Nein, das ist kein Clickbaiting, die berichten nur über den ChatBot von Meta, nicht über Kinderpornoseiten. Und: Wer den Artikel liest und denkt, so schlimm ist das doch gar nicht, der möge über die Konsequenzen nachdenken. Spätestens dann ist nicht nur ein übler Würgreiz das erhellende Ergebnis.
Die Wissenschaftler der Leopoldina denken schon eine ganze Zeit darüber nach, wie Kinder und Jugendliche vor den Amis zu schützen sein könnten, sie haben jetzt eine Handlungsempfehlung für die Politik vorgelegt, die sich liest, wie eine Kriegserklärung gegen Nordamerika. Zum Beispiel sollen Kinder unter 13 Jahren keine Social-Media-Accounts anlegen dürfen, für den Anfang zwischen 13 und smarten 15 Jahren soll das Zeug nur nach einer gesetzlich vorgeschriebenen elterlichen Zustimmung nutzbar sein. Das muss ganz billiger Fusel gewesen sein, als die das verfasst haben. Einmal, wer will das überprüfen, und warum sollen die Eltern ihre Zustimmung nicht geben – alle anderen haben das ja auch.
Besonders beliebt auch der Schuss auf die Portemonnaies und Geldbörsen von Facebook und Co. Für alle 13 bis 17-Jährigen sollen die Netzwerke altersgerecht umgestaltet werden, noch schlimmer: ein Verbot personalisierter Werbung, reicht immer noch nicht: die wollen suchterzeugende Funktionen wie Push-Nachrichten ebenso abschaffen, wie das runterscrollen ohne Ende. Wofür machen Facebook und Co. das denn? Für ein besseres Nutzererlebnis – das soll verhindert werden? Warum? Um Kinder und Jugendliche zu schützen?
Einmal in Fahrt steigern die sich zum Höhepunkt und wollen ein Verbot von Smartphone in Kitas und Schulen bis zur 10. Klasse. Damit wäre bewiesen, dass ein Cannabis-Verbot dringend notwendig ist – zumindest für die Wissenschaftler der Leopoldina. Haben die schon mal versucht einem Lehrer beizubringen, dass er die Hausaufgaben für seine Grundschüler nicht per WhatsApp nachreichen darf? Spätestens in diesem Moment macht sich nackte Ernüchterung breit – wenn der Lehrer fragt: „Wie? Was? Wieso denn nicht? Das haben wir doch immer so gemacht!“
Freiheit hat einen Preis, der sich bemessen lässt – und zwar mit Dollar und Cent in Form von Werbeeinnahmen. Kultur, Bildung und moralische Verantwortung findet sich nur in Büchern – nicht auf dem Smartphone und schon gar nicht in den sozialen Netzen. Es ist die normative Kraft des Faktischen. Wollen wir uns wirklich dagegen auflehnen?
Ich finde, wir sollten gar nichts tun und endlich zeitnah einen Windows 11 Rechner kaufen, der Co-Pilot wartet schon auf Dich, für ein besseres Nutzererlebnis, KI-gesteuert, versteht sich.
Der Appetit kommt eben beim Essen, heißt es so schön – in diesem Sinne:
Mahlzeit!
PS: Hoffentlich bleibt uns die Kröte nicht im Hals stecken.
@christian.wolf
Da muss ich mich mal gegen verwehren!
Meine Schüler*innen haben mich gefragt, auf welcher der diversen Online Plattformen (die wir offiziell nutzen, auch wenn natürlich US Marktführer dabei ist) sie schauen müssen, ob ich noch etwas aufgebe. Meine Antwort war (sinngemäß): Auf keiner. Dass wir Lehrer regelmäßig dort schauen müssen, ist schlimm genug. Wenn Hausaufgaben, dann werde ich es in der Stunde sagen, sonst gibt es keine.
Kontakt über WhatsApp o. ä. niemals!
Remote-Antwort
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Sehr vorbildlich! Bei meinen groben Pauschalisierungen trifft es leider auch die, die etwas sensibler mit unserer Digitalisierung umgehen. Gleichwohl kenne ich genügend Lehrkräfte, die auf den Computermonitor blicken, wie ein Schwein ins Uhrwerk. Eltern in die Verantwortung zu ziehen – wie die Leopoldina das vorschlägt – halte ich für gewagt, denn wenn der Vater bei Ford am Fließband steht, hat er am Abend ganz andere Interessen, verständlich. In der Schule sieht es anders aus, anleiten, lenken und steuern mit einer ausreichenden digitalen Kompetenz wünsche ich mir – in allen Fächern. Warum nicht Lehrerfortbildungen in den Ferien – mir hat ein Lehrer erklärt, sie hätten gar nicht so viel Ferien, es gäbe nur unterrichtsfreie Zeit. Na also, dann nutzen wir das doch…
Übrigens: meine Kinder haben trotz Schule, Freundeskreis, Vereine kein WhatsApp, anfangs, weil ich es hätte zulassen müssen, heute (alt genug) freiwillig nicht. Wer Kontakt sucht, der findet sie auch auf anderen digitalen Wegen. Soll heißen, ich spreche nicht wie ein Blinder von der Farbe – auch wenn ich andere Sachen sicherlich nicht unbedingt richtig gemacht habe….