Künstliche Idiotie wirkt schon als Fantasie

Ich kenne Leute, die meinen heute ernsthaft, “das Internet” habe einstmalige Medienvielfalt kaputtgemacht. Die alten Männer, die das meinen, dokumentieren damit in erster Linie ihr nachlassendes Erinnerungsvermögen. Im real existierenden Kapitalismus hatte Meinungsvielfalt und -freiheit schon unter Rendite- und Profitstreben gelitten, als sich noch niemand Emails ausdrucken lassen konnte. “Enteignet Springer!” wurde 1967/68 gefordert – da hatten viele noch Probleme mit ihrem Matritzendrucker. Wenn sie denn überhaupt über einen verfügten. Müssig zu ergänzen, dass es im seinerzeit real existierenden Sozialismus in dieser Hinsicht nicht besser, sondern eher schlechter aussah. Weswegen auch kaum jemand zu ihm flüchten wollte.

Heute nun fürchten viele den Weltuntergang durch die Künstliche Idiotie (KI/Artificial Intelligence/AI). Gerne ergänze ich an dieser Stelle zum wiederholten Male den Hinweis, dass das englische “Intelligence” dort ein Synonym für Geheimdienste ist, was wiederum in der deutschen Sprache wirklich niemandem ernsthaft einfallen würde. Und alle wissen, warum.

Wie immer bieten die netzpolitik-Kolleg*inn*en dazu wertvolle Diskussionsbeiträge. Z.B.

Esther Menhard (Interview): ‘Es liegt an uns, ob wir KI Macht über uns geben’ – Die KI-Branche will, dass wir ihre Tools für alles nutzen. Dafür vermarktet sie ihre Produkte als Alleskönner, der Mensch wird zum optimierungsbedürften Wesen. Im Gespräch mit netzpolitik.org erklärt die Philosoph*in Maren Behrensen, wie wir einen kritischen und kreativen Umgang mit KI finden können.”

Wie wahr diese Überschrift ist, das erlebte in diesen Tagen der Kollege Stefan Niggemeier/uebermedien: Dieser Text ist nicht so gemeint – Weniger Witz wagen? Über meinen Text über das Julia-Ruhs-Porträt im ‘Spiegel’ und das Risiko von Ironie in einer polarisierten, kontextlosen Welt.”

Das Beängstigende daran ist, wie Dieter-Nuhr-artig die Strategie der Frau Ruhs aufgeht. Mit einfachsten Mitteln maximaler Lärm. Ausrechenbar wie billigste KI. Kann nicht mehr lange dauern, dass Aldi sie verkauft.

Über Martin Böttger:

Avatar-FotoMartin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
Sie können dem Autor auch via Fediverse folgen unter: @martin.boettger