Alle reden über KI, jedes Start-up, das Investorenkapital sucht oder jedes Produkt, das technisch überzeugen will, braucht KI. Müssen wir uns nicht wundern, wenn der Klodeckel via Soft-Close nur so langsam und elegant schließt, weil der von KI gesteuert wird. Da freut sich Mama, wenn der nicht mehr rasend schnell aufs Porzellan kracht. Das hat zwar nichts mit KI zu tun, aber es steigert den Produktwert enorm.
Was aber ist „Künstliche Intelligenz“? Eines vorweg, intelligent sind die Dinger alle nicht – und werden es auch nicht. Was aber bestens funktioniert, ist der schöne Schein. Um das einmal zu beleuchten, wenden wir uns der Begrifflichkeit Logik zu, ebenso oft gebraucht, wie KI, ohne zu wissen, was es wirklich bedeutet. Logik beschreibt gültige Schlussfolgerungen nach formalen Prinzipien des Denkens. Wenn dies geschieht, dann ist das Ergebnis gleichförmig und nachvollziehbar. Es ändert sich nur, wenn neue Erkenntnisse einfließen, was sich ebenfalls eindeutig nachvollziehen lässt.
Stelle ich dieses verifizierte Wissen in kleinsten Bedeutungseinheiten dem Blechtrottel zur Verfügung, so ist er in der Lage, die Bedeutungseinheiten neu zu kombinieren. Das heißt, das Ergebnis ist eindeutig und nachvollziehbar. Es ist, anders übersetzt, die Automatisierung von logischen Schlussfolgerungen.
Das hat nicht viel mit Intelligenz zu tun, die steckt eher in der Programmierung – und die ist meisterlich von Menschenhand gemacht. Wer schon einmal vor einem Schachcomputer gesessen hat, ahnt, was ich meine. Aber auch hier gilt, je kleiner die Rechenkraft, umso besser der Spieler – oder andersherum, das Zeug kostet ja nix mehr.
Bei einem solchen Zusammenspiel der Daten sprechen wir von einem Expertensystem, die Menge der Daten ist begrenzt auf tatsächliche Begebenheiten, der Ausfluss daraus folgt logischen Zusammenhängen.
Das ist zwar hocheffizient, aber aufwändig, teuer und vor allem langweilig.
Spannender wird die Sache, wenn wir eine breite Datenbasis verarbeiten lassen, ganz ohne irgendwelche Beschränkungen und mal sehen, was der Rechenknecht draus macht. Das ist schnell gesagt: Nix.
Dann müssen wir die Ursuppe ein wenig anreichern, einmal mit dem, was wir in der Suppe finden und was immer wieder vorkommt. Nehmen wir zum Beispiel das Wort „Bonn“, das taucht oft auf, meist wird auch neben dem Wort „Bonn“ das Wort „Stadt“ gefunden. Deswegen weiß der Blechtrottel nicht, dass Bonn eine Stadt ist, er weiß auch nicht, was eine Stadt ist. Aber er kann so weit kombinieren, dass die Zusammensetzung Bonn und Stadt nicht falsch sein kann, weil es immer wieder zusammen genannt wird. Werden mehr Daten zugeführt, dann wird kombiniert, dass auch bei anderen Worten, das Wort Stadt auftaucht, zum Beispiel das Wort „Bruchsal“, kommt auch immer wieder mit dem Wort „Stadt“ vor. Dann hat er ein Muster erkannt, die Maschine weiß nicht, was Bonn oder Bruchsal ist, aber sie erkennt ein Muster, dass bestimmte Worte mit dem Wort „Stadt“ mit großer Wahrscheinlichkeit nicht falsch sind.
Der Unterschied zu einem Expertensystem verdeutlicht die Gefahren, denn es sind keine logisch hergeleiteten Wahrheiten, die nur „richtig“ sein können, sondern nur die statistische Wahrscheinlichkeit. Im Beispiel „Bonn“ und „Stadt“ wird nicht als Objektbeschreibung mit bestimmten definierten Eigenschaften erkannt, sondern es ist nur eine Wette darauf, dass „Bonn“ und „Stadt“ gemeinsam genannt werden können, weil es im Trainingsmaterial verdammt oft gefunden wurde. Darin sind die Dinger wirklich gut, irgendwelche Muster zu erkennen. Sie sind aber nicht dazu in der Lage, daraus irgendwelche Schlüsse zu ziehen. Zum Beispiel, dass Stadt eine Ansammlung von Menschen ist, entsteht, weil das Wort „Einwohner“ ebenfalls oft mit „Stadt“ vorkommt. Der Rechenknecht weiß aber nicht, dass Einwohner Menschen sind, also er kann es nicht wissen, weil er keine Schlüsse ziehen kann, sondern nur ein Muster erkennen wird, weil in Zusammenhang mit „Einwohner“ mit einer statistischen Wahrscheinlichkeit auch das Wort „Menschen“ genannt wird.
Welche Kombinationen die Maschine auswählt, ist eine statistische Zufallswahrscheinlichkeit. Gebe ich den Rechenknechten genug Material, dann entstehen immer mehr dieser Zufälligkeiten in immer unterschiedlicheren Varianten. Faszinierende Szenarien sind damit möglich, ganz ohne Grips, nur mit schierer Rechenkraft auf Basis von statistischen Wahrscheinlichkeiten.
Hmm, aber das fehlt doch noch was… Ah ja, das ganze Ding, kann nur funktionieren, wenn es von Menschenhand gefüttert wird, nein, besser noch, gemästet!
Das, was wir über Jahrzehnte in neuronalen Netzen versucht haben und an Geschwindigkeit und Masse ausgebremst wurde, das hat in Nordamerika eine neue Heimat gefunden. Einmal in privaten Rechenzentren, die allesamt größer und energiehungriger sind, als unsere schnellsten Rechenzentren in der Forschung und zum anderen in den Datensilos des freien Internets.
Aber neben dem Social-Media-Gefasel gibt es noch viel mehr zu holen: private Kommunikation, Geschäftskorrespondenz, Artikel und Arbeiten aus der Wissenschaft, Dokumente von Ärzten, Jorunalisten und Anwälten, Behördenpost u.v.m., was digital greifbar ist und nicht offen im Netz liegt.
Eine KI, oder besser die KI, die das alles als Trainingsmaterial zur Verfügung hat, ist strategisch allen anderen weit überlegen. Ein Kapital, das sich in bare Münze verwandelt, innerhalb kürzester Zeit. Die paar hundert Milliarden für die Rechenknechte fallen nicht ins Gewicht, bei dem, was zu holen ist, ganz risikolos.
Aber bevor das Geschäft gemacht werden kann, müssen wir die KI mit dem besten Material versorgen, das heute verfügbar ist. Einen unbeschreiblich einfachen Weg ebnet uns Microsoft, um wirklich nichts zu verlieren, bieten sie uns ab sofort großzügig eine Verlängerung von Windows 10 an, um uns Gelegenheit zu geben, das KI-Training mit unseren Daten wohlfeil und tatkräftig zu unterstützen.
Wer so klug und vorausschauend war und bereits Windows 11 hat, verdient unsere ganz besondere Anerkennung – und die von Microsoft.
Im ersten Schritt bekommen wir als Dank von Microsoft sehr viel relevantere Werbung eingespielt, und in einem zweiten Schritt kaufen wir von Microsoft, die beste KI, die es geben kann.
Wer kann sich da noch zurückhalten!
Nur zu, es ist alles schön bunt und stinkt nicht – also nicht wirklich.
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