An den Kolonialismus besser nicht erinnern – Kulturstaatsminister Weimer streicht den Kolonialismus aus dem Erinnerungskonzept der Bundesrepublik

Der längst überfällige Einbezug des Kolonialismus und der Kolonialverbrechen in die staatlich geförderte Erinnerungskultur, die unter Kulturstaatsministerin Roth vorangetrieben wurde, soll nun wieder rückabgewickelt werden. Der Rechtsaußen-Minister Weimer will daran lieber nicht erinnern. Von jetzt ab also wieder beredtes Schweigen.

Insgesamt trägt das Hickhack um dieses Politikfeld ziemlich peinliche Züge. Zu den wenig erfreulichen Entwicklungen zählte seinerzeit eine Lobbyaktion der Gedenkstellenleiter, die aus Angst, dass, wenn nun auch an den Kolonialismus erinnert würde, weniger Geld für ihre Erinnerungsstätten zu NS-Verbrechen und DDR-Unrecht da wäre, ebenfalls dagegen waren. Ziemlich kleines Karo auch an dieser Stelle.

Jörg Häntzschel in der SZ (Paywall): “Er hat den Kolonialismus nun ganz gestrichen, als habe er nicht stattgefunden. Weimer hat das in den vergangenen Wochen damit gerechtfertigt, dass es bislang keine Kolonial-Gedenkstätten gebe. Außerdem hätten die Verbrechen des Kolonialismus nicht auf deutschem Boden stattgefunden und ihre Opfer seien nicht Deutsche gewesen.”

Über Reinhard Olschanski / Gastautor:

Avatar-FotoGeboren 1960, Studium der Philosophie, Musik, Politik und Germanistik in Berlin, Frankfurt und Urbino (Italien). Promotion zum Dr. phil. bei Axel Honneth. Diverse Lehrtätigkeiten. Langjährige Tätigkeit als Wissenschaftlicher Mitarbeiter und Referent im Bundestag, im Landtag NRW und im Staatsministerium Baden-Württemberg. Zahlreiche Veröffentlichungen zu Politik, Philosophie, Musik und Kultur. Mehr über und von Reinhard Olschanski finden sie auf seiner Homepage.