Spaltung ist das Grundprinzip der Merzschen Rhetorik. Es muss bei ihm immer „Bösewichte“ geben, die er bei seiner Anhängerschaft anschwärzen kann, z.B. Menschen, die das „Stadtbild“ verunstalten. Diese Äußerung hatte in meiner Wahrnehmung sogar schon einen faschistoiden Unterton.
Merz wäre nicht Merz, wenn er die Spaltung nicht auch in seine scheinbaren Entschuldigungen hineintragen würde, die er den bewusst doppeldeutig gehaltenen Äußerungen folgen lässt. Im Fall seiner sogenannten Entschuldigung für die Stadtbildäußerungen sollen nun diejenigen die Böswilligen sein, die das Prinzip der Doppeldeutigkeit darin durchschaut und kritisiert haben, mit dem er in dunkel dräuendem Unterton ganz rechts außen gefischt hat. Diejenigen, die das kalkuliert Missverständliche – also das eigentliche Prinzip der Merzschen Kommunikation – durchschaut haben, rücken nun ein in die Rolle der Schlimmen, ohne die es beim Sauerländer ja nicht abgeht:
„Aber ich glaube, jeder, der es ein bisschen gutwillig versucht hat, zu verstehen, hat es auch verstanden, was ich gemeint habe.”
Ein Kanzler der Bundesrepublik Deutschland muss sich sprachlich im Griff haben, das gehört zur Aufgabenbeschreibung. In einer Sprach-Welt voller Doppeldeutigkeiten muss er nach möglichst großer Klarheit und Unmissverständlichkeit streben, um das Land einigermaßen zusammenzuhalten und nicht auseinander zu treiben. Auch das ist sozusagen Amtspflicht. Merz ist ein sprachlicher Rechtsaußenfischer. Er ist nicht der Kanzler/die Kanzlerin, die das Land jetzt braucht.

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