… kann es auch Aufklärung auslösen
Wie kommichdrauf? Durch Jürgen Klopp. Der Mann, der Oberbürgermeister von Mainz, Dortmund und Liverpool hätte werden können – allerdings kaum New York – der es aber vorzog, eine besserverdienende Figur der PR-Industrie der Gegenwart zu werden. Bei seinem aktuellen Anblick in einem führenden Organ dessen, was früher einmal Sportjournalismus war, fragte ich mich: wann ist der eigentlich genau gestorben? War es, als der WDR Sport inside killte? Oder als Manni Breuckmann in Rente ging? Oder als Hans-Josef Justen, der legitime Nachfolger von Wilhelm Hrbert Koch, starb? Er hat noch nicht einmal einen Wikipedia-Eintrag. Dafür hat die Trauer der heutigen “Funke-Mediengruppe” dann doch nicht ausgereicht.
Wie kommichdrauf? Die Deutsche Telekom. Sie ist grösste Arbeitgeberin hier in Beuel und Bonn. Sogar gelegentliche Gewerbesteuerzahlerin. Immer dann, wenn ihre Steueroptimierung wieder mal nicht optimal war. Ihre Hauptaktionärin ist die Bundesregierung mit knapp 28%. Es folgt mit rund 6,5% – was für ein Zufall – der Ex-Arbeitgeber des Bundeskanzlers – Blackrock, gefolgt von Vanguard (sowas Ähnliches wie Blackrock, nur nicht so berüchtigt), und mit dabei der weltberühmte norwegische Staatsfond, dem jetzt der ehemalige Nato-Generalsekretär und Sozialdemokrat Stoltenberg sagt, was er zu tun und zu lassen hat. Bei den Älteren ist die Deutsche Telekom ausserdem berüchtigt als auf Rennrädern rollende Dopingapotheke, und als Betrügerin an vielen tausend Kleinaktionär*inn*en, damals noch mittels der Werbefigur Manfred Krug. Andere waren (und sind) heute schlauer: Elon Musk, Donald Trump, Sam Altman, Frank Gotthardt – alles Typen, die nur die Doofen lieben. Darum kauft die Deutsche Telekom heute Jürgen Klopp.
Zweifellos ist der Kerl Weltklasse im Klugschwätzen. Dafür lieben ihn seine Arbeitgeber. Er zieht einen glänzenden rhetorischen Vorhang vor ihr intrigantes Treiben. Zum Trainieren hatte er immer seine Leute. Freilich ist das Gelabere vor und nach Fussballspielen gesellschaftlich komplett irrelevant. Nach dem Schlusspfiff – egal ob im Stadion oder vor der Glotze – diskutiert das Publikum mit sich selbst. Niemand hört ihnen zu. Das teure Gewese um Kommentator*inn*en interessiert ausschliesslich diese selbst. Die nicht selbst labern, sondern darüber schreiben, fabrizieren mittlerweile vorwiegend KI-generierbare Wiedergaben der billigsten clickbaitenden Form. Diese Art der medialen Selbstreferenzialität ist am Ende: Suizid.
Die Telekom kauft nicht nur Jürgen Klopp. Sie füttert auch diese Herren (und wenigen Damen) sowie gleichermassen diese Herren (und wenige Damen) durch, über den Ankauf der TV-Rechte an WMs und EMs im Profifussball (der Herren). Die Telekom mit der Hauptaktionärin Bundesregierung zahlt also Mlliardenbeträge direkt und unmittelbar an die mutmasslich weltweit umsatzstärksten Mafiaorganisationen (noch vor dem IOC).
Über ihre Dominanz in der Deutschen Telekom kann die Bundesregierung also unmittelbarer und direkter in die Medienwirtschaft intervenieren, als über die für sie immer nur schwer “steuerbaren” öffentlichen Medien, die zurecht kritisiert würden, wenn sie aus der Haushaltsabgabe der Bürger*innen Milliarden in die Hintern der Mafiosi blasen täten. Sie werden nur von der Telekom an den Sublizenzkosten beteiligt. Die Höhe bleibt geheim. “Geschäftsgeheimnis”, obwohl doch beide Seiten “uns” gehören. Auch Rundfunk- und Fernsehrät*inn*e*n bekommen die Verträge nicht zu lesen; nur “zur Verschwiegenheit verpflichtete” Verwaltungsräte.
Dass der Herr Klopp so begeistert dabei mitmacht, zeugt davon, dass ihm wichtiger als die Publikumsresonanz das Abgreifen von Kapitalströmen ist. Das Sein bestimmt das Bewusstsein. Oder: it’s the economy, stupid.
Früher nannte mann das staatsmonopolistischer Kapitalismus. Aber das waren “von Moskau gesteuerte” Jusos.
Heute sind die bei den herrschenden Medien verrufenen und diffamierten “Ultras” ein verbliebener Rest von politischer Opposition, zielsicher erkannt von Deutschlands Innenminister*inne*n. Sie zeigen Grundkenntnisse des Verblendungszusammenhangs. Haben sie also ihren Adorno gelesen? Nein, wahrscheinlich nicht. Aber die Frankfurter Micha Brumlik und Dieter Bott haben es ganz sicher getan. Und Dieter hat immerhin schon in den 80er Jahren begonnen, deutsche Fanpolitik zu inspirieren. Ein beachtliches Lebenswerk.

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