Follow the money! – Das Rätsel Männerhirn

Hören Sie noch Radio? Ich mehr, als ich TV glotze, parallel zum Onlinelesen oder -schreiben. Morgens um 7 lasse ich mich davon wecken, dreh’ mich dann aber schnell wieder um. Wenn dann im DLF der Kirchenkram kommt, setzt meine Bettflucht ein. Abends, das gebe ich zu, läuft um 19.25 h der Wetterbericht in der “Aktuellen Stunde” (WDR) und um 20 h die Tagesschau. Davor und danach meine ungesehenen Videovorräte auf dem Festplattenrecorder. Wenn ich überhaupt zuhause bin. Nachts beim Zubettgehen ist “Fazit” (DLF) mein Leitmedium. Folgerichtig wollen die ARD-Intendant*inn*en das Radio jetzt killen.

Längst wird ausgiebig diskutiert und ausprobiert, ob KI (“Künstliche Idiotie”) nicht sowieso das bessere Radioprogramm macht. Für die Mehrheit der langweiligen formatierten Wellen – ob privat oder öffentlich – stimmt das wahrscheinlich. Ich höre beispielsweise gelegentlich noch WDR-Cosmo. Dabei fiel mir auf, dass in den dort aus Sparmotiven unmoderierten Stunden bisweilen interessantere, weniger geglättete Musikfarben liefen. War das schon KI? Oder noch Francis Gay?

Die ARD-“Infowellen” – in NRW ist das WDR5, die einstige Resterampe für die Formatierung aller anderen Wellen – sollen ab 20 h vereinheitlicht werden. Die “Infowellen” enthalten noch die meisten Spurenelemente von Journalismus. Und der ist bekanntlich teuer bis unbezahlbar. MDR-Rundfunkrat Heiko Hilker rechnet in seinem täglichen – kostenlosen! – Email-Rundschreiben vor: “Damit wird der MDR ca. 250.000 Euro im Jahr einsparen können. Auf alle Anstalten hochgerechnet sind das ca. 2 Mio. Euro. Das entspricht den Kosten eines Krimis – oder den Rechtekosten einer Halbzeit eines Fußballspiels der Nationalmannschaft.”

Aber was ist zu erwarten von Intendanten mit einem “Rückgrat aus Wackelpudding” (zit. René Martens/MDR-Altpapier)?

Rätsel Männerhirn

Eine ideale Überleitung zur deutschen Fussballwirtschaft. Die wird bekanntlich in erster Linie durch TV-Gelder ernährt. Auch die Sponsoreneinnahmen erklären sich allein aus der massenhaften TV-Präsenz.

Und nun nehmen Sie mal dieses Gesamtkunstwerk des wohlinformierten männlichen Logik-Künstlers Jan Christian Müller/FR: DFB: Millionen, über die niemand spricht – Die Melkkuh Männer-Nationalmannschaft des Deutschen Fußball-Bundes nimmt von ihrer Milch einen großen Schluck – Spieler und Trainer partizipieren.”

Bei meinem eigenen Lesen überwog der Respekt. Müller hat kurze Wege zur DFB- und DFL-Zentrale. Er kennt die Leute, die dort arbeiten, und erfährt nach meiner Wahrnehmung als Leser von allen Journalist*inn*en am meisten. Wenn Andere mehr wissen als er, schreiben sie nicht drüber, sondern halten dicht, um sich ihre Beziehungen und Privilegien nicht zu verderben. So ein Versager ist Müller nicht.

Wenn er nun in dieser wohlrecherchierten Geschichte ausführt, was die DFB- und DFL-Männer da alles wieder angerichtet haben: im Kern das “Gemeinnützige” am DFB komplett ruiniert, um sich und ihre Hintersassen zu bereichern. Um dann am Schluss die Pirouette zu drehen, gleicher Lohn für gleiche Arbeit von Frauen sei “purer Populismus”, darauf würde eine Frau niemals kommen (es sei denn, sie ist Teil dieses Systems, die gibts natürlich auch).

It’s the economy, stupid! Sie ruiniert nicht nur das Weltklima. Auch die menschliche Intelligenz.

Ein aufgehender Stern?

Das ist für mich der Heidelberger Wissenschaftler Ladislaus Ludescher, ein Name, der zur Marke werden kann, dem telepolis hier Platz gibt, und der die “Qualitäts-” und “Leitmedien” nicht vom Haken lässt: Medien: Agenda Setting auf Kosten der Ärmsten – Etwa 828 Millionen Menschen auf der Welt hungern. Das wird zu wenig wahrgenommen. Dabei wäre es vergleichsweise leicht, dieses globale Problem zu lösen.”

Schäfchen, die sich von – weit besser entlohnten – Spin-Doktor*inn*en domptieren lassen? Sagen Sies mir!

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
Sie können dem Autor auch via Fediverse folgen unter: @martin.boettger@extradienst.net