1971 wurde durch private Initiative das Weltwirtschaftsforum als Stiftung begründet. Tatsächlich ist es wohl eine Lobbyorganisation. Das Forum wird finanziert aus Spenden und den Beiträgen von rund 1.000 internationalen Mitgliedsunternehmen. Die auf die Stadt Davos zukommenden Kosten liegen bei rund 1,1 Mio. Franken. Drei Volksabstimmungen haben  ergeben, dass zwei Drittel der Abstimmenden die Tagung befürworten. Einmal jährlich trifft man sich in dem Schweizer Wintersportort. Nach eigenem Anspruch will das Forum „den Zustand der Welt verbessern“ und Vorschläge zur Beseitigung weltweiter Krisen entwickeln, vor allem der Klimaprobleme und der sozialen Ungleichheit. 

Das diesjähriges Weltwirtschaftsforum (WEF) tagte vom 21. bis 24. Januar. Teilnehmer/innen waren Staats- und Regerungschefs, leitende Personen aus Großunternehmen, Vertreter/innen wichtiger Nichtregierungsorganisationen, Abgesandte internationaler Organisationen und andere (ehemals) wichtige Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Kultur. Angemeldet waren rund 2.500 Personen, darunter 60 führende Politiker/innen, 900 Spitzenkräfte aus der Wirtschaft und mehrere hundert Journalist/innen. Die Teilnahme bedarf nur der Anmeldung und keiner Zulassung; sie ist umsonst, die Unterkunft hingegen teuer.

Nicht immer befassen sich die Gespräche mit der Bewältigung der drängenden Probleme der Menschheit. Manche wollen nur mal wieder öffentlich in Erscheinung treten. Oft geht es auch um geschäftliche Angelegenheiten oder um informelle Gespräche zwischen Politikern, vieles hinter verschlossenen Türen. Deshalb ist das Forum immer wieder Objekt von Verschwörungstheorien.

In den vergangenen Jahren hat das Weltwirtschaftsforum kontinuierlich an Bedeutung verloren. Zuletzt fehlten zumeist die großen Persönlichkeiten. In diesem Jahr wird die Tagesordnung jedoch durch einige wichtige Ereignisse geprägt, den andauernden Krieg in der Ukraine, die Chancen einer Konfliktlösung in Gaza, den zunehmenden Rechtsruck in der EU, die Rückkehr von Donald Trump oder die Wirtschaftsschwäche in Deutschland.

Nur selten gibt es Entscheidungen, die auf Beratungen des Weltwirtschaftsforums basieren. Dazu muss man schon weit in der Vergangenheit suchen, es war das Ende der Apartheid in Südafrika. Das Forum hat nämlich keinerlei Befugnisse und fasst daher in der Regel auch keine Beschlüsse. Wichtiger sind informelle Absprachen, an denen relevante Personen beteiligt sind. 

2025 stand das Forum unter dem Motto „Zusammenarbeit für das intelligente Zeitalter“, vorgesehen waren Themen wie Cyberkriminalität, künstliche Intelligenz und technologische Veränderungen. In der Öffentlichekt entstand ein anderer Eindruck: Inhaltliche Arbeit und Ergebnisse standen im Hintergrund. 2.500 Leute wohnten der Internetübertragung einer Rede von Donald Trump bei, voller protektionistischer Ankündigungen, gespickt mit Drohungen und undiplomatischen Formulierungen. Insofern bestimmten tatsächlich Außenhandel und Zölle die Diskussion, jedoch ganz anders, als es im WEF geplant war.

Angesichts einer Konferenzdauer von fünf Tagen, der Mitwirkung von fast 1000 ‘Reichen und Mächtigen’ und der Anreise (zumeist per Flugzeug) von 2.500 Personen sind die Ergebnisse ausgesprochen dürftig. Der Präsident des WEF, Borge Brende, sprach zwar beim Abschluss von 50 bis 60 „konkreten Ergebnissen“, nannte aber keine Einzelheiten. Erwähnt wurden diplomatische Dialoge und ‘Fortschritte in Handel und Investitionen’. Von Lösungen zum Tagungsschwerpunkt ‘Cyberkriminalität, künstliche Intelligenz und technologie’ liest man nichts. Für manchen ist die Teilnahme am Forum vielleicht sogar deprimierend. Weil sich seit dem Vorjahr nichts verbessert hat.

Verbindlich entschieden wurde jedoch, dass ein weiteres Weltwirtschaftsforum stattfindet, und zwar 2026 in Riad in Saudi-Arabien. Nachdem sich die Golfstaaten bereits erfolgreich als Austragungsort sportlicher Großereignisse beworben haben, ist jetzt wohl die Weltwirtschaft an der Reihe. Ganz neu ist das nicht, denn einzelne regionale Treffen gab es immer wieder, zum Beispiel in Indien, China und Japan, auf den Phippinen, in Nigeria, Panama und Dubai.

Manche schätzen das Weltwirtschaftsforum weiterhin – als eine der wenigen globalen Gelegenheiten, die Welt zusammenzubringen, Vertrauen aufzubauen und Verständnis zu schaffen, über Regierungen, Vorstandsgremien und Ländergrenzen hinweg. Allerdings sind die Aussichten düster wie nie. In seinem letzten Bericht über globale Risiken sagte das Weltwirtschaftsforum ein “unsicheres und turbulentes Jahrzehnt” voraus. Eine “neue Ära” nach Jahrzehnten des Wachstums und Fortschritts – auf die Globalisierung folgten nun Deglobalisierung und Rückschritt, so die Prognose des WEF, basierend auf einer Umfrage unter rund 1200 Expertinnen und Führungspersönlichkeiten aus Wirtschaft und Politik.

Ein einzelnes Ereignis ist positiv hervorzuheben. Wie einige Medien am 22.1. berichteten, haben sich 370 Superreiche in Davos für höhere Steuern auf große Vermögen ausgesprochen. In der Erklärung heißt es unter anderem, dass extremer Reichtum eine Gefahr für die Demokratie sei, weil damit oft politischer Einfluss einhergehe. Diese Initiative unterstützt die Forderung des G-20-Gipfels vom November 2023 (Treffen der größten Industrienationen plus EU + Afrikanische Union) in Rio de Janeiro. Die dort von Brasilien ins Leben gerufene „Globale Allianz gegen Hunger und Armut“, in deren Zentrum eine Reichensteuer steht, ist inzwischen von fast 100 Staaten unterzeichnet worden.

Über Heiner Jüttner:

Der Autor war von 1972 bis 1982 FDP-Mitglied, 1980 Bundestagskandidat, 1981-1982 Vorsitzender in Aachen, 1982-1983 Landesvorsitzender der Liberalen Demokraten NRW, 1984 bis 1991 Ratsmitglied der Grünen in Aachen, 1991-98 Beigeordneter der Stadt Aachen. 1999–2007 kaufmännischer Geschäftsführer der Wassergewinnungs- und -aufbereitungsgesellschaft Nordeifel, die die Stadt Aachen und den Kreis Aachen mit Trinkwasser beliefert.