Das Champions-League-Finale ist schon gewesen
Und zwar vor einer Woche in Barcelona und gestern in Milano. Der etwas überraschende Sieger mit 7:6 Toren ist Internazionale Mailand. Die Halbfinalspiele Inters gegen Barca können als Finale gewertet werden. Das andere Halbfinale ist ein Kirmesspiel um den 3. Platz, zumal PSG ja gar nicht europäisch sondern qatarisch geführt ist, und also bei Asienmeisterschaften antreten müsste. Das Finale in der süddeutschen Landeshauptstadt kann die Uefa ausfallen lassen, zumal sich die dortigen Arroganz- und Umsatzweltmeister sowieso nur ärgern würden, dass sie nicht mehr mitspielen dürfen.
So ganz überraschend war der Inter-Erfolg mit 4:3 nach Verlängerung am gestrigen Abend nicht mehr. Viele der jungen Barca-Talente haben ihre grosse Fussballerkarriere noch vor sich. Für sie war das noch nicht der Höhepunkt, sondern ein Schritt auf der Leiter in den Fussballerhimmel. Dass sie im Mailänder Hexenkessel nach einem 0:2 noch 3:2 zurückkamen, zeigte ihre schon erreichte Weltklasse. Dass sie das nicht 5 Minuten halten konnten, zeigte, was sie noch lernen müssen. Für etliche Inter-Stars war es dagegen die letzte Gelegenheit, was Grosses zu erreichen. Das haben sie mit diesen beiden epischen Spielen zweifellos schon geschafft.
Es ist keine sonderlich steile These festzustellen, dass Simone Inzaghi das Coach-Duell gegen Hansi Flick klar für sich entschieden hat. Er hat nicht nur die richtige Spielstrategie gegen die Künstler aus Katalonien gewählt. Er hat auch zur richtigen Zeit die richtigen Leute eingewechselt. Ein Schlüsselspieler war Federico Dimarco, dem ich auch am hellichten Tag auf dem Bürgersteig nur ungern begegnen würde, und der – selbstverständlich nie allein sondern immer mit 1-2 Mitspielern – Lamine Yamal stilllegen sollte. Das gelang selbstverständlich nicht vollständig. Aber oft. Dimarco musste schon nach 55 Minuten ausgewechselt werden, und Yamal wurde prompt wirkungsvoller. Aber nicht mannschaftsdienlicher. Seit Garrincha hat die Welt so ein Talent nicht wieder gesehen … Naja, Libuda vielleicht? Aber beider Schicksal ist dem jungen Mann nicht zu wünschen.
Das sportliche Ergebnis ist also so knapp wie gerecht. Das gestehe ich gern, auch wenn meine Sympathien eher auf dem Fútbol Total Barcas liegen, wie er einst von dem grossen Johan Cruyff inspiriert wurde.
Ich bin voller Bewunderung für Yann Sommer, der auch gestern wieder eines seiner zahlreichen “besten” Spiele gemacht hat. Global und sportlich betrachtet waren es vielleicht wirklich die wichtigsten. Und seine Leistung als Anführer eines bemerkenswerten Teams war Weltspitze. Der Mann, der 10 Jahre in Mönchengladbach von Uwe Kamps betreut wurde, ist jetzt 36. Und offenbar auf dem Gipfel seines Leistungsvermögens. “Bestes Torwartalter” wird dazu in Fussballkreisen gefachsimpelt. Aber das ist leicht gesagt, und überhaupt nicht leicht gelebt.
Meine Fussballkneipe war bei diesem fussballhistorischen Ereignis wieder nur dünn besetzt. Das Fachwissen ist also ebenfalls nur dünn gesät. Der deutsche Fussball kann bei der Ansicht dieser beiden Partien eine ganze Menge lernen. Aber die Mehrheit unseres Landes ist an sowas eben nicht interessiert, wie in der Politik. Die Uefa-Anstosszeiten erschweren das zusätzlich. Ein Schlusspfiff um Mitternacht wäre für die ins Bett genötigten Kinder kein konditionelles Problem. Ist es aber für uns selbstbestimmte Senioren …
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