Aufgrund der Manöver, die Russland und Belarus gemeinsam in Belarus durchführten, ist die Befürchtung aufgetaucht, Russland könne gewaltsam eine Landverbindung zu seiner an der Ostsee gelegenen Enklave Kaliningrad (ehemals Königsberg) herstellen. Die Entfernung beträgt rund 100 km, eine direkte Straßenverbindung oder einen Korridor – wie zu lesen war – gibt es nicht. Kaliningrad grenzt nicht an Russland und ist von dort nur über Straßen durch Polen oder Litauen erreichbar. Die Lücke zwischen Russland und Kaliningrad ist die engste Stelle zwischen Polen und den baltischen Staaten. Sie wird nach der gleichnamigen dortigen polnischen Stadt Suwalki-Korridor genannt.

Die Region Kaliningrad ist Teil des ehemaligen Ostpreußens. Diese Region war bis Ende des Ersten Weltkriegs ein Teil Preußens und damit des Deutschen Reichs. 1945 wurde es aufgeteilt. Die südliche Hälfte mit rund 1,4 Mio. Einwohnern und der Hauptstadt Allenstein fiel an Polen und die nördliche Hälfte mit rund 1 Mio. Einwohnern mit der Hauptstadt Königsberg an Russland.

Ostpreußen war das Stammland der Prußen, die Preußen den Namen gaben. Es wurde vom Deutschen Orden erobert und besetzt und später Teil Preußens. Als Folge des Ersten Weltkrieges wurde im Versailler Vertrag 1920 dem polnischen Staat ein freier Zugang zur Ostsee als ca. 60 bis 90 km breiter Korridor zwischen Ostpreußen und Pommern zugesprochen – der sogenannte Polnische Korridor. Zudem wurde das Gebiet der Stadt Danzig zur Freien Reichsstadt erklärt.

Kaliningrad hat für Russland eine hohe wirtschaftliche, militärische und kulturelle Bedeutung. Chemie und Maschinenbau, Werften, der ganzjährig eisfreie Hafen und die größte russische Fischfangflotte unterstreichen dies. Eine Reihe von Universitäten, Museen und Forschungseinrichtungen prägt die Stadt. Militärisch spielt Kaliningrad eine wichtige Rolle für die baltische Flotte Russlands.

Über Heiner Jüttner:

Avatar-FotoDer Autor war von 1972 bis 1982 FDP-Mitglied, 1980 Bundestagskandidat, 1981-1982 Vorsitzender in Aachen, 1982-1983 Landesvorsitzender der Liberalen Demokraten NRW, 1984 bis 1991 Ratsmitglied der Grünen in Aachen, 1991-98 Beigeordneter der Stadt Aachen. 1999–2007 kaufmännischer Geschäftsführer der Wassergewinnungs- und -aufbereitungsgesellschaft Nordeifel, die die Stadt Aachen und den Kreis Aachen mit Trinkwasser beliefert.