Auf einer Plattform mit dem Namen Nachnamen.net ist zu lesen, eine Familie Klum habe in Deutschland eine „bedeutende Rolle in Politik, Wirtschaft und Kunst“ gespielt.

Eine Frau aus der für „Politik, Wirtschaft und Kunst bedeutenden Familie“ hat nun ein eigenes Oktoberfest veranstaltet. Auf einem Streaming-Dienst begründete Frau Klum ihre Hinwendung zum eigenen Oktoberfest so: „Meine geliebte Oma Leni und ich saßen immer gemeinsam auf dem Sofa und schauten Musiksendungen.“ So wiedergegeben von der TZ München.

Natürlich findet ein extra Oktoberfest aus einer für „Politik, Wirtschaft und Kunst bedeutenden Familie“ große Beachtung. Auch die Plattform web.de nahm sich der Sache an.

Ein Autor aus Österreich namens Penz tat das für web.de. Er, der Österreicher schrieb über die  Veranstaltung der bedeutenden deutschen Familie: „Mit Stricknadeln in der Hirnhaut war’s auszuhalten.“

Das ist nicht schön. Klingt irgendwie nach Krankenhaus und Chirurgie. Jedenfalls muss web.de die ganze Geschichte komisch vorgekommen sein, denn die Plattform wies vier Mal (!!), vier Mal in der Penz-Story darauf hin, dass das Satire sei.

Zuerst legte man eine Dachzeile über die Geschichte von und mit den Stricknadeln. „Satire Klums HeidiFest.“

Im Anschluss an den Vorspann taucht das Wort Satire erneut auf. „Eine Satire von Robert Penz.“ Daraufhin werde ich belehrt: „Diese Satire stellt die Sicht von Robert Penz dar.“ Drei Mal Satire. Im Autoren-Portrait über Penz ist zu lesen, er schreibe für Magazine wie „Gute REISE“.

Und schließlich finde ich im Text einen Hinweis auf einen weiteren web.de-Text mit Verbindung zur bedeutenden deutschen Familie: „Satire Kaulitz- Hills“.

Das Fest dauerte nach Angaben von Penz (der gewiss nie wieder eingeladen wird und dessen Text eine Mischung aus Zorn, Verdruss, Überdruss sowie an Verzweiflung grenzende Abneigung enthält) von 20 Uhr 15 bis 22 Uhr 15. Zwei Stunden.

Penz kann man nicht vorwerfen, unkritisch mit der Frau aus der bedeutenden Familie umgegangen zu sein – erinnerte er doch auch daran, dass diese ihren Büsten die Namen Hans und Franz gegeben habe.

Früher machte Satire vor bedeutenden Familien wenigstens zeitweilig Halt. Das ist vorbei. Der Lüstling, der Satyr, der in der Satire schlummert, hat endgültig gewonnen. Wir gehen schweren Zeiten entgegen!

Über Klaus Vater / Gastautor:

Avatar-FotoKlaus Vater, geboren 1946 in Mechernich, Abitur in Euskirchen, Studium der Politikwissenschaft, arbeitete zunächst als Nachrichtenredakteur und war von 1990 bis 1999 Referent der SPD-Bundestagsfraktion. Später wurde er stellvertretender Sprecher der deutschen Bundesregierung. Vater war zuvor Pressesprecher des Bundesministeriums für Gesundheit unter Ulla Schmidt, Sprecher von Arbeitsminister Walter Riester, Agentur-, Tageszeitungs- und Vorwärts-Redakteur. Mehr über den Autor auf seiner Webseite.