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Schlagwort: Fluchtursachen (Seite 2 von 2)

Fluchtursache Francafrique / Kipping

In Afrika finden heimliche Stellvertreterkriege zwischen Teilen des angloamerikanischen und Teilen des EU-Imperialismus statt. Den Teil des französisch dominierten Imperialismus und Kolonialismus, in den sich zunehmend unsere Bundesregierung militärisch hineinzudrängen versucht (Näheres im Blog german-foreign-policy.com, der seine älteren Beiträge leider immer in einem Paywall-Archiv verschwinden lässt), beleuchtete am Freitag ein Feature von Ruth Jung im Deutschlandfunk (Redaktion: Birgit Morgenrath). Eine vor einigen Monaten auf ARTE gesendete Doku “Die Mafia in Frankreich”, aus der hervorging, dass die korsische Mafia nicht nur die Politik Frankreichs, sondern auch Afrikas langjährig beherrschte, ist ärgerlicherweise nicht mehr in der Mediathek verfügbar. Hier eine Zusammenfassung der FAZ, und hier ein Hinweis, dass auch Präsident Hollande sich erpressbar gemacht hatte.

Ausserdem hörens-/lesenswert: Linken-Vorsitzende Katja Kipping im DLF-“Interview der Woche”. Kipping gründete einst in der PDS/Linkspartei die “Emanzipatorische Linke” mit, die sich sowohl von Stalinismus-Dogmatikern als auch anpasslerischen Reformisten absetzen wollte. Ihre Strömung erreichte aber nie eine hohe Organisationskraft; jetzt ist Kipping zusammen mit Bernd Riexinger – das immerhin bisher erfolgreich – damit beschäftigt, den Laden zusammenzuhalten.

EU&Bundesregierung lassen Verbrecher Flüchtlinge jagen

Libyen – das war das Land, wo unsere Bündnispartner eine kritikwürdige Regierung weggebombt haben. “Wir” haben uns dank der Weisheit des damaligen Aussenministers Westerwelle, er hatte eben auch gute Seiten, daran nicht beteiligt. Was haben die Bomben gebracht? Keine Regierung, ein Land ohne Staat, im Bürgerkrieg zahlreicher Milizen. Was es aber geben soll, ist eine “Küstenwache”, das ist ohne Staat zwar eine Fiktion, aber die Bande wird einfach von EU und Bundesregierung so ernannt, ausgebildet und dafür bezahlt, Menschen daran zu hindern das zerstörte Libyen zu verlassen und sie dort unter mörderischen Höllenbedingungen einzusperren. Entsprechende Dokumente liegen der Monitor-Redaktion des WDR vor und wurden heute gesendet. Angefragte Ministerien unserer Regierung waren zu keiner Stellungnahme vor der Kamera bereit. Diese Tauchstation deckt sich mit den Vertuschungen in der NSU-Mordserie oder im Fall des Attentäters von Berlin. Wenn Sie eine Regierungskoalition wissen, die diese Praxis nach der Bundestagswahl beenden würde, sagen Sie mir Bescheid – das wäre wichtig für meine Wahlentscheidung.

Fluchtursachen schaffen ist der rote Faden dieser Politik. Ist Ihnen auch nicht aufgefallen, dass wir seit ein paar Tagen keine Berichte mehr aus Aleppo bekommen? Von meinen Eltern und Großeltern weiss ich, dass die ersten Nachkriegsjahre nur geringfügig weniger schlimm als der Krieg selbst waren – Hungersnöte, Kindersterblichkeit, “gewohnt” wurde in Trümmern. So ähnlich muss es jetzt in Aleppo sein. Doch warum informiert uns (fast) niemand? Wo sind die Spendenaufrufe für Hilfsgüter und Wiederaufbau? Ich finde das gespenstisch, und ich gestehe, genauso gespenstisch ist mir, dass ich mich da in voller Übereinstimmung mit der doktrinären Jungen Welt befinde. Wird hier publizistisch schon eine Vorkriegszeit simuliert?

Passend dazu die faktische Unmöglichkeit, Informationen über das Kriegsgeschehen rund um das irakische Mossul zu bekommen, selbst für die wenigen Journalist*inn*en, die sich darum bemühen. Kriegselend und -opfer bleiben unbekannt, keine Bilder = kein Entsetzen.

Schweigen über “unseren” Krieg

Zwar ist unser Sicherheitsapparat zu dumm, provokativ-offene Signale – besonders gerne in Überwachungskameras! – eines mutmasslichen terroristische Attentäters richtig zu deuten, weil ihm schlicht Mitarbeiter*innen mit entsprechenden sprachlichen, sozialen und kulturellen Kompetenzen fehlen. Sie fühlen sich absolut unschuldig und un-verantwortlich, weil sie ihn ja schon seit Urzeiten erkannt und beobachtet haben. Nur richtig verstanden haben sie ihn leider, leider nicht.
Was dagegen so perfekt funktioniert, dass man darüber noch nicht einmal “embedded journalism” zulässt, ist das Totschiessen dort, wo unsere Öffentlichkeit nichts davon wahrnehmen soll. Nun ist es Le Monde in Frankreich anscheinend doch gelungen, mühselig Informationselemente zu gewinnen und Telepolis-Redakteur Thomas Pany lässt und hier und hier daran teilhaben. Bekämpfung von Fluchtursachen und Terrorismus scheint das nicht wirklich zu sein, sondern wohl eher Produktion.

Hervorragender Journalismus: Panama-Papers, Widmann, Laura Meschede u.v.m.

von Jupp Legrand / Otto-Brenner-Stiftung

+++ “Otto Brenner Preis für kritischen Journalismus” geht 2016 an Frederik Obermaier und Bastian Obermayer (“Panama Papers”) +++ Jury zeichnet Arno Widmann (DuMont Hauptstadtredaktion) für sein Lebenswerk mit dem “Spezial”-Preis aus +++ Newcomer-Preis erhält für eine multimediale “taz”-Reportage die freie Journalistin Laura Meschede +++ “FragDenBundestag.de” wird mit dem Medienprojektpreis ausgezeichnet +++ Preisverleihung findet am 15. November in Berlin statt +++ Festrednerin 2016 ist Mely Kiyak, Publizistin und Autorin +++

Den mit 10.000 Euro dotierten 1. Preis des “Otto Brenner Preises für kritischen Journalismus” erhalten 2016 Frederik Obermaier und Bastian Obermayer von der Süddeutschen Zeitung (SZ) für ihre besondere Rolle bei den Recherchen und der Veröffentlichung der “Panama Papers – Die Geheimnisse des schmutzigen Geldes”.
Die “Panama Papers” sind nach Auffassung der Brenner-Jury eine journalistische Großtat, ein Unikat, was die internationale Dimension der Enthüllungen angeht, und sie sind der Superlativ des transnationalen Journalismus, weil hier mehr als 400 Journalisten höchst konzentriert und verlässlich verschwiegen zusammengearbeitet haben.

Für die Jury bleibt jedoch die Leistung der beiden SZ-Reporter Bastian Obermayer und Frederik Obermaier “singulär”. Weiterlesen

Fluchtursachen schaffen / Beweise vernichten / Präsident*in wählen

Viele EU-Staaten behaupten, keine Flüchtlinge zu wollen. Das scheint aber gelogen zu sein. Denn die EU ist mit nichts emsiger beschäftigt, als Fluchtursachen zu schaffen. (Konicz/Telepolis)
Warum “Verfassung schützen”, wenn man doch intensiv mit Nazi-Verbrechern zusammenarbeiten und diesbezügliche Indizien und Beweise freihändig vernichten kann. Zur Belohnung bekommt man von der Regierung anschliessend einen in zweistelliger Prozenthöhe erhöhten Etat und erweiterte Befugnisse gegen die Bevölkerung, die man angeblich vor Nazis schützen soll. (Moser/Telepolis)
Ein*e Bundespräsident*in soll nebenbei auch noch gewählt werden. Während Spiegel-online in seiner Berlinborniertheit eine streng unrepräsentative Online-Umfrage über 24 Kandidat*inn*en durchführt, in denen sein Name noch nicht einmal auftaucht, plädiert FAZ-Autor Ingendaay für Navid Kermani.

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