Wie ich haben die meisten von Ihnen letzten Sonntag Fußball geguckt. Dadurch haben Sie den Tatort, den mit 7,2 Mio. 3 Mio. weniger gesehen haben als sonst, verpasst. Das sollten Sie nicht. Ich habe ihn jetzt gesehen. Sie sollten es auch tun – hier ist er abzurufen. Da unter 12-jährige nach Ansicht der ARD-Programmdirektion zu doof für den Film sind, ist die Abrufbarkeit auf 20 bis 6 Uhr beschränkt. So kann man politische Bildung auch bekämpfen.

Der NRW-Landesverband der Gewerkschaft der Polizei (GdP), das ist zu meiner Verwunderung nicht der bekloppte Haufen vom Beamtenbund, sondern die DGB-Gewerkschaft, hat sich allen Ernstes über den Film beschwert, und damit für zusätzliche Aufmerksamkeit gesorgt. Vielleicht sollten diese Kollegen mal einen Integrationskurs zur Auffrischung ihrer Medienkompetenz besuchen. Dann entdecken sie in dem Film nämlich auch gute Bullen.

Abgesehen davon beruht der Film auf tatsächlichem Geschehen in Sachsen-Anhalt, das – warum wohl? – bisher nicht gerichtlich aufgeklärt werden konnte. Wenn Sie sich den Film in der ARD-Mediathek ansehen, sollten sie davor oder danach auch diesen halbstündigen semidokumentarischen Spielfilm von Simon J. Paetau anschauen, über das Leben vor dem Tod von Oury Jalloh. Paetaus Eltern leben hier in Bonn, ich bin mit ihnen befreundet. Sein Werk wurde vor 7 Jahren völlig zu Recht mit Preisen ausgezeichnet.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
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