Dem US-Forscher Richard Florida wird die Erfindung des Begriffs der “kreativen Klasse” zugeschrieben. Im globalen Maßstab konkurrieren Städte und regionale Ballungsräume seitdem darum, dieser Klasse – oder ist es nur eine Projektion? – nachzujagen.
Vor einigen Tagen berichtete nun mein Leitmedium Telepolis von einer neuen Studie Floridas. Darin zeichnet er die Gentrifizierungsprozesse von 12 US-amerikanischen Städten und Ballungsräumen nach.
In wenig geringfügigerem Masse lässt sich das alles auch in Bonn beobachten. Unser Stadtbezirk Beuel schwimmt dabei oben. Das Stadtteilzentrum funktioniert, nicht zuletzt dank einer funktionierenden Gewerbegemeinschaft, die zusammen-, statt wie der Einzelhandel in Godesberg gegeneinander – arbeitet. In Beuel gibt es noch Flächen für Wohnbebauung, weswegen seine Bevölkerungszahl noch wächst. Die Mieten, naja, werden wohl bald so schlimm wie im Stadtbezirk Bonn werden. Bis in den Rhein-Sieg-Kreis nach Hangelar und St.Augustin lässt sich beobachten, dass die Mieten entlang der Stadtbahnlinie unzumutbar werden, während es abseits davon sogar Leerstände gibt.
Opfer der spekulativ agierenden Investmentfonds, die sich auf den deutschen Wohungsmarkt eingekauft haben und nun vor allem an Instandhaltung sparen, sind wesentliche Teile von Hardtberg, Tannenbusch und Godesberg. Diese Entwicklung wurde von der Bundes- und Landespolitik gefördert, wo man nichts eiligeres zu tun hatte, als die hundertausenden staatseigenen Wohnungen diesen Heuschrecken hinterher zu werfen. Jetzt ist das Jammern groß.
Die Investoren lieben heruntergekommene Billigwohnungen, die von Hartz-4-Empfängern belegt werden. Das sind Mieter, die sich meistens nicht selbst zu wehren wissen. Ihre Miete fliesst zuverlässig aufs Blutsaugerkonto. Für Mieterrechte auf eine funktionierende Wohnung einzutreten haben Jobcenter keine Zeit und kein Interesse. Mietausfallrisiko: 0. Ein traumhafteres Geschäftsmodell lässt sich kaum verwirklichen.
Diese Entwicklung zeigt: Kapitalismus/Marktwirtschaft wird weder die Probleme des Wohungsbedarfes noch der Stadtentwicklung lösen. Wer sie grundlegend lösen will, wird das Privateigentum an Grund und Boden, ein nicht beliebig produzierbares und vermehrbares Gut, angreifen müssen. Sonst bleibt des Menschenrecht und Grundbedürfnis auf Wohnen der Demokratie entzogen.
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