Dem kritischen Sportjournalisten Jens Weinreich habe ich vor ein paar Jahren schon einmal einen publizistischen Solidaritätsbeitrag entrichtet. Respekt, mit welch mächtigen Gegnern gleichzeitig er sich jetzt anlegt.
Wer sich mit Springer (Bild) und Murdoch (Sky) ins Bett legt, dem beissen die, wenns ihnen passt, bei Bedarf auch irgendwann den Schwanz ab. Auch wenns ein widerliches Bild ist: Mitleid wäre dann nicht mehr angebracht. Also z.B. auch keins mit Schalke-Boss-Tönnies, der seit Jahren mit diesen sogenannten Journalisten über Bande spielt, beschämend vor allem für ihn selbst und für den sog. Sportjournalismus. Aber das ist nur ein Nebengleis.
Unterstützung erhält Weinreich von Oliver Fritsch, den ich als fußballkompetenten kritischen Blogger (“Indirekter Freistoss”) kennen gelernt habe, und den sich die “Zeit” dann zielsicher aus dem Arbeitsmarkt gefischt hat. Fritsch beschreibt anschaulich, wie widerlich sich die Symbiose von Fußballestablishment und sog. Sportjournalismus mittlerweile gestaltet. Symbiose meint, dass nicht klar wird, wer sich da bei wem prostituiert. Für alle Ehrlichen im Fußball wie im Journalismus kann das nur als Schande begriffen werden, der man, ob nun strafrechtlich, mediengesetzlich oder durch eigenständige Publizistik, dringend ein Ende bereiten muss.
Ich kenne Angehörige des deutschen Sportestablishments, die Weinreich nur noch als armen Irren betrachten. Kann sein, dass er darob selbst vor paranoiden Gegenreflexen geschützt werden muss. Das wäre Aufgabe seines aktuellen Arbeitgebers Spiegel und dessen gewiss auch nicht billigen Rechtsberatern.
Das, worüber die Genannten sich auf offener Bühne streiten, ist gewiss aber nur der Vordergrund. Jens Berger weist in schlüssiger Weise darauf hin, dass manche Hypothesen des Spiegel noch nicht zum Kern vordringen. Die Netzerschen “vier Asiaten” in der Fifa-Exekutive sind als Opfer westlicher Globalstrategen grob unterschätzt.
Die FAZ rekapituliert im aktuellen Zusammenhang zu Recht die Rivalität zwischen adidas und Nike um die Fußballverbände, die, nun ja, noch nie frei von Korruption war. Dabei gehts nur vordergründig um Schuhwerk und überteuerte Trikots. Es geht um einen in den letzten Jahren, und insbesondere auch durch das “deutsche Sommermärchen” 2006 dokumentiert, rasant expandierenden Entertainmentmarkt, zu dem der Fußball global mutiert. Bei so wichtigen Märkten, die schon geostrategische Relevanz bekommen, verstehen unsere US-amerikanischen Freunde, deren Justiz sich bereits intensiv darum kümmert, bekanntlich überhaupt keinen Spass. Wenn die US-amerikanischen und europäisch-deutschen Rivalen sich nach geschlagener Schlacht umschauen, ihre politischen Opfer und Investitionsverluste durchgerechnet haben, und ihren Blick weiten auf die veränderte Welt nach ihrem Krieg, dann müssen sie vielleicht feststellen, dass es ganz neue Machthaber gibt, mit denen sie viel zu spät gerechnet hatten.
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