Düsseldorf ist in seiner regionalen Umgebung, egal ob vom Norden/Ruhrgebiet oder vom Süden/Köln aus gesehen, wegen seiner mit Reichtum verbundenen Schnöselhaftigkeit verhasst. Landesregierungen und -politik in Düsseldorf, egal welcher Parteien, waren immer darauf bedacht, die beiden NRW-Metropolen Ruhr und Köln “nicht zu stark” werden zu lassen.
Die NRW-Fußballökonomie hält nun für alle Düsseldorf-Hasser Tröstung bereit. Der dortige Fußballverein Fortuna 95, lange Zeit in seiner Stadt sogar im Schatten der populäreren Düsseldorfer EG und ihres Eishockeys stehend, hat eine bescheidene Bilanz vorgelegt: bei einem Jahresumsatz von 29 Mio. machte die Fortuna einen Verlust von 1,88 Mio. Ein Grund für diese Misslichkeit sei, dass sie ihr Stadion, dessen Abriss und Neubau sie seinerzeit von der Stadt geschenkt bekam, meistens nicht vollbekommt.
Wie anders sieht es in NRW woanders aus! Selbst der kleine 1.FC in Köln hat mit seinem Umsatz die 100 Mio. erreicht und dabei einen Überschuss von über 10 Mio. erwirtschaftet, muss allerdings noch 20 Mio. Altschulden abbauen.
In ökonomisch gebeutelten Gelsenkirchen mit seiner landesweiten Rekorderwerbslosenrate, meldet S04 im 1. Halbjahr 102,3 Mio. Umsatz, also ein Vielfaches des schnöseligen Düsseldorf, allerdings auch mit dreifachem Verlust: 5,9 Mio. Die Altschulden lagen mal bei ca. 250 Mio. Die Stadt Gelsenkirchen, nach Oberhausen die pleiteste Stadt in ganz NRW, rettete den Verein mit Krediten und Sponsorverträgen ihrer Stadtwerke. Was einerseits absurd anmutete, hatte den Hintergedanken, dass S04 in dieser Stadt mittlerweile einer der größten Arbeitgeber ist. Der Alt-Schuldenstand von S04 wurde 2012 mit noch 160 Mio. gemeldet und soll jetzt bei 146 Mio. liegen, eine Reduzierung um 14 Mio. in 4 Jahren ist bescheiden. S04 ist ökonomisch gezwungen Champions League zu spielen, schafft es aber nicht. Die strategische Aufgabe von Neu-Manager Heidel ist es, den Konzern aus dieser strategischen Klemme herauszuführen. Aber wie soll das gehen? In Mainz hat er ein geordnetes Geschäft hinterlassen, mit einem Umsatz höher als in Köln und einem Gewinn, der den Schalker Verlusten entspricht. Zaubern kann er offensichtlich trotzdem nicht.
Borussia Mönchengladbach “muss” nicht Champions League spielen, tut es aber. Entsprechend proppengesund geht es dort zu, in geographischer Sichtweite Düsseldorfs: Jahresumsatz 160 Mio., Gewinn 21 Mio. Letztere sollen in die Vertragsbindung von Abwehrspieler Christensen investiert werden, der noch Abramowitsch’s Chelsea “gehört”, dort keine Verwendung findet, und ausgerechnet im Niederrhein-Kaff in eine international beachtete Karriere durchstartet. Neben dem Stadion wird z.Z ein Hotel gebaut, ohne Kreditfinanzierung. Die ökonomische Risiken werden diversifiziert, und das, obwohl die Mannschaft sportlich dazu bisher keinen Anlass gibt. Das ist das glatte Gegenteil der strategischen Zwangslage in Gelsenkirchen und dürfte der eigentliche Grund sein, warum Manager Max Eberl trotz zahlreicher Angebote kein Bedürfnis verspürt, zu einem “großen” Verein zu gehen.
In einer anderen Liga spielt ökonomisch bekanntermassen der BVB in Dortmund: 376 Mio. Umsatz, 29,4 Mio. Gewinn, darin enthalten natürlich der Sondereffekt der Verkäufe fast aller Spitzenspieler zum Ende der vergangenen Saison. Hier stehen die Sponsoren Schlange, da braucht man kein Gazprom, sondern macht lieber gleich Marketingreisen in China.
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Wohin die Investorenherrschaft in der englischen Premier League führt, beschreibt Rouven Ahl in der Jungen Welt am Beispiel von Hull City.
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