…. es erlaubt nur auf angenehme Weise unglücklich zu sein. Ist es das, was Lucien Favre noch braucht? Ich glaube nicht. Ein sehr engagierter BVB-Fan erzählte mir diese Woche, er verliere die Lust am Profifussball, wenn er “das” sehe. Auch mich haben diese Anwandlungen diese Saison oft befallen. Der Overkill ist nah.
Sogar der Fußballkonzern aus dem süddeutschen Raum musste diese Saison lernen, dass es Leute gibt, Philipp Lahm und Max Eberl, die seine Angebote ablehnen können. Die BVB-Aktiengesellschaft hielt es nun für nötig, mit Durchstechereien von BILD bis Freddie Röckenhaus (SZ) gegen ihren Trainer Tuchel zu intrigieren, unmittelbar vor der Entscheidung um einen sicheren Champions-League-Platz, und vor dem Pokalfinale. Wer auf diese Methoden angewiesen ist, zeigt damit in erster Linie seine Schwäche und Instabilität.
Das wird auch einem klugen Trainer wie Lucien Favre nicht verborgen geblieben sein. Sein Abgang bei Borussia Mönchengladbach, hatte – soviel Formulierungsvorsicht muss sein – ihrem Anschein und ihrer Performance nach so viel Noblesse, wie sie dort vor ihm nur Jupp Heynckes, und zwar bei seinem zweiten Abschied 2007 nach Morddrohungen gegen ihn, aufgebracht hat. Bei OGC Nizza hat er diese Saison die Fußballwelt in Erstaunen versetzt. Er brachte die mit katarischen (PSG) und russischen Milliarden (AS Monaco) gepamperten Geldwaschanlagen in sportlich große Bedrängnis, sicherte einen souveränen 3. Platz und bewies als erster überhaupt die Trainierbarkeit von Mario Balotelli. Der brachte es diese Saison in der französischen Liga bei 23 Einsätzen auf 15 Tore (ein Spieltag steht noch aus).
Sicher, sportlich böte der BVB mit seinem talentgespickten Aufgebot kurzfristig reizvollere Perspektiven. Favre ist aber kein Kurzfristtrainer. In Südfrankreich lebt es sich angenehmer als am Dortmunder Phönixsee. Warum sollen die US-amerikanischen und chinesischen Geldwäscher von OGC Nizza mittelfristig nicht vergleichbare sportliche (und finanzielle) Perspektiven bieten können? Das Agieren der BVB-Spitze im Fall Tuchel ist ein ganz anderes Kaliber, als es Favre 4 Jahre in Mönchengladbach mit Max Eberl erlebt hat, und könnte letztendlich den negativen Ausschlag geben.
Update 20.5.: Erster Journalist, der von Tuchels Rechtsberater gefüttert und von der BVB-Spitze geschnitten wurde, ist Michael Horeni von der FAZ. Sein Bericht erschien unmittelbar vor dem heutigen 4:3 gegen Werder Bremen, das den Champions-League-Platz in der Gruppenphase sicherte.
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