von Andreas Zumach
Eine Schweizer Soziologin schreibt in ihrem Blog, Medien sollten nicht mehr über SVP-Politiker berichten. Sie gerät ins Visier rechter Zeitungen.
Darf frau dazu auffordern, „Rechtsnationalisten“ politisch und wirtschaftlich zu boykottieren? Der Schweizer Feministin und Genderwissenschaftlerin Franziska Schutzbach mit Lehrauftrag an der Uni Basel ist jetzt mit großer Verspätung ein Text zum Verhängnis geworden, den sie am 26. Mai letzten Jahres auf ihrem privaten Blog „Präzis und kopflos“ veröffentlicht hatte.
Ausgehend von ihrer „Furcht“, es werde „nicht funktionieren, die rechtsnationalen Kräfte in Europa auf formal-demokratischem Weg zurückzudrängen“, stellte sie die Frage, ob nicht alle „nichtreaktionären“ Menschen in Politik, Justiz, Verwaltung, Bildungseinrichtungen und anderen öffentlichen Institutionen Gespräche mit rechtsnationalen Personen einstellen sollten.
Medien sollten nicht mehr über rechtsnationale Politiker berichten, zudem gebe es „auch die Möglichkeit“, dass Hotels keine Zusammenkünfte der rechtspopulistischen Schweizer Volkspartei zulassen, niemand mehr Anzeigen in der SVP-nahen Weltwoche schalte.
Anfang November grub die Weltwoche den Text aus und startete mit der ebenfalls SVP-nahen Basler Zeitung eine Kampagne gegen Schutzbach. Unter diesem Druck kritisierten schließlich auch grüne und sozialdemokratische PolitikerInnen in Basel sowie die Rektorin der Uni die Äußerungen Schutzbachs als „demokratiefeindlich“.
Am Dienstag wurde bekannt, dass Schutzbach nach dem Auslaufen ihres Lehrauftrags im Januar keinen weiteren Auftrag erhält. Ein solcher sei auch nicht beantragt worden, sagt der Dekan der Historisch-Philosophischen Fakultät. Dennoch feiern die Schweizer Rechtspopulisten und die ihnen hörigen Medien den Abgang der verhassten Feministin jetzt als Erfolg.
Dieser Beitrag ist eine Übernahme von taz.de, mit freundlicher Genehmigung von Autor und Verlag.
Letzte Kommentare