Unbemerkt von der breiten, aber gut verankert in der Fach-Öffentlichkeit wandert derzeit ein neues Integrationskonzept der Stadt Bonn durch alle Gremien und Ausschüsse des Stadtrates; im März 2018 soll es in der Ratssitzung beraten und beschlossen werden. Bonn hatte lange gebraucht, war eine der letzten Städte, die überhaupt eins zustandebrachten (hier das alte bisherige). Es war erst entstanden, als die damalige Oberbürgermeisterin Bärbel Dieckmann in Coletta Manemann eine Kandidatin für eine städtische Integrationsbeauftragte gefunden hatte.
Andere Städte hatten längst das Problem erkannt und geeignete Personen gefunden. Nur das saturierte Bonn, das sich aufgrund seiner langen Hauptstadtfunktion für international genug hielt, und sogar mit OB, NRW-Ministerpräsident und Bundesaußenminister die saudische König-Fahd-Akademie freudig begrüsste, merkte erst Jahre später, dass sich die Welt weitergedreht hatte. OB Dieckmann fand dann aber weder in ihrer Stadtverwaltung noch in mehreren öffentlichen Ausschreibungsverfahren eine Person, die nicht nur fachlich qualifiziert war, sondern ihr auch passte. Dann hatte sie die – aus ihrer eigenen Sicht – geniale Idee, die damalige sozialpolitische Sprecherin der Grünen und beste Rednerin des kompletten Stadtrates anzurufen. Als damaliger Mitarbeiter erkannte auch ich, dass Dieckmann die zu dem Zeitpunkt oppositionelle Grüne Stadtratsfraktion enteiern wollte. Dennoch habe ich zu denen gehört, die Manemann geraten haben, Dieckmanns Angebot anzunehmen. Es war für sie selbst besser, seinerzeit Hauptamtliche beim Verband binationaler Familien und Partnerschaften, der alljährlich um seine prekäre Finanzierung kämpfen muss.
Und für die Stadt Bonn war es allemal besser. Denn sehen Sie mal hier, was in der Stadt Bonn jetzt integrationspolitisch geleistet wird. Da steckt allein schon viel Fleiss und Engagement eines kleinen Teams in der städtischen “Stabsstelle” dahinter. Politisch bemerkenswert daran ist aber ausserdem, dass es Manemann – bisher – gelungen ist, alle politischen Kräfte und Parteien unterstützend hinter dieser Arbeit zu versammeln. Das wesentliche Verdienst ist, dass es in Bonn bisher niemandem gelungen ist, aus fremdenfeindlicher Hetze politisches Kapital zu schlagen.
Das kann unsere Stadt stolz machen, und die Dieckmann nachgefolgten OBs Nimptsch (SPD) und Sridharan (CDU) haben das ebenfalls schnell erkannt. Der selige Mani Stenner, der selbst zu Lebzeiten daran mitwirkte, sah es ähnlich. Wie das wirkliche politische Leben so spielt, beissen nur in Manemanns früher eigenen Grünen-Fraktion einige Mitglieder lieber in Tischkanten, als das angemessen zu würdigen. Sie seien daran erinnert: der erste Direktwahlkreis, den die Bonner Grünen bei einer Kommunalwahl errangen, Innere Nordstadt, und den sie ähnlich wie in Berlin-Kreuzberg auf bestem Wege sind wieder zu verspielen, den errang für sie einst (2004) diese Integrationsbeauftragte.
Für die meisten Bürger*innen ist das langweiliger Hickhack der Politszene, andere sind erst später zugezogen und kennen diese Vorgeschichte nicht. Wichtig ist, was jetzt zu tun ist, denn nichts ist erledigt, nur weil jetzt Turnhallen wieder frei sind. Hier steht es.
Letzte Kommentare