Dass ausgerechnet England mit einem WM-Boykott drohte, war ja vergleichsweise lächerlich. Ernster wäre es da schon, wenn die Behinderung der russischen Oligarchen in London mehr als eine Drohung wäre. Ist es nicht. Rowland Atkinson hat in der jüngsten Ausgabe der LeMonde diplomatique (hier: deutsche Ausgabe) unter dem Titel “Londons leere Luxustürme” (leider nicht online) illustriert, warum das unrealistisch ist.
Hier ein paar Schlaglichter seiner Darstellung:
Den Dealern von Multimillionen-Wohnungen geht es schon so schlecht, dass sie nicht nur Gratis-TV, sondern auch Luxuslimousinen als Zugabe anbieten “müssen”. Trotzdem wird weiter gebaut wie blöde: es geht nicht nur um die Ware Wohnung, sondern um den Kapitalprozess. London ist die global Grösste aller Geldwaschanlagen. Den Prime Minister will ich sehen, der die abstellt….
Wohngebäude im Londoner Innenstadtbereich gingen – folgerichtig – zu 36% an Kunden aus Übersee. Die Käufer wollen nicht wohnen. Lag der Wohnungsleerstand 2011 noch bei 3,6%, sind es in der City jetzt 25%.
Wohnungen im Wert von über 5 Mio. Pfund sind zu 64% unterbelegt.
Die National Crime Agency (NCA) schätzte das Volumen der Geldwäsche in UK 2016 auf 36-90 Mrd. Pfund. 30.000 Unternehmen aus Steueroasen besitzen im UK Wohneigentum im Wert von 170 Mrd. Pfund. Nur 0,3% aller Immobilienverkäufe werden von der NCA untersucht.
Der Neubau von 26.000 Luxuswohnungen im Wert von über 1 Mio. Pfund/Stück sind in London bereits genehmigt.
Ist sie nicht herrlich, die freie Marktwirtschaft von Grund und Boden? Bei uns, auch in Bonn, sind die Zahlen anders. Das Prinzip ist ähnlich.
Die andere Geldwaschanlage ist der Fußball. Die Junge Welt berichtet heute, wie chinesische Geldwäscher gemeinsam mit europäischen Steuervermeidern Atletico Madrid zum chinesischen Farmteam degradiert haben. In Spanien ist das bei uns verhasste und umkämpfte Investorenmodell in der Fußballliga sogar gesetzlich vorgeschrieben. Eine der wenigen erlaubten Ausnahmen – dort ist also die Mitgliedermitbestimmung die Ausnahme – ist zur Überraschung von Kalle Rummenigge, Dietmar Hopp und Martin Kind: Barca. 8 Punkte Vorsprung vor Atletico, und 15 vor Real. Der Wahlkampf um die Vereinspräsidentschaft mobilisiert ähnlich, wie der um die katalanische Regionalregierung.
Alina Schwermer hat ein Buch über die andere Seite geschrieben: fanregierte Vereine. Hier ihr Bericht aus dem spanischen Murcia.
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