Am nachrichtenarmen Wochenende überschwemmte die Özil-Welle alle Medien. Aber nur wenige erreichen dabei Substanz. Erneut hervorheben möchte ich FR-Redakteur Jan Christian Müller, der im Vergleich zu seinen zahlreichen Berufskolleg*inn*en in dieser Angelegenheit, profitierend von seinem Frankfurter Standortvorteil, hervorragende Arbeit leistet. Zunächst berichtete er hier informativ über die WM-Debakel-Aufarbeitungssitzung beim DFB. Das war vor der Veeröffentlichung Özils. Die wurde anschliessend von Müller hier ultimativ treffend kommentiert (5. Update).
Ich möchte dazu nur zwei Ergänzungen vornehmen:
1. 71 Mio. Follower soll Özil in den asozialen Medien haben. Das ist einerseits ein unschätzbares kommunikatives Potenzial, das weit über Deutschland hinausreichen dürfte und eine globale Relevanz hat. Das hat der DFB nun, zusammen mit Özils Fußballkunst, mutwillig verbrannt. Andererseits verwechselt Özils Beratungskonsortium dieses grosse Potenzial mit der gesamten Öffentlichkeit, in der sie von Hybris erfüllt eine jämmerlich-unprofessionelle Figur abgeben. Der arme Junge aus Gelsenkirchen-Bismarck – wie soll der dieses Trauma zwischen den Rädern fussballkapitalistischer Gier verarbeiten?
2. Ich hatte dem DFB hier schon eine kastrophale Prognose gestellt. Nach dem heutigen Echo muss ich das verschärfen: der DFB zerstört mit seinem Arsch nicht nur die millionenfache Integrationsarbeit seiner zahlreichen Ehrenamtlichen in den Amateurvereinen, also die, die sie beim Fußballkonzern im süddeutschen Raum so hassen. Der Schaden reicht jetzt weit über den Fußball hinaus in die komplette europäische Öffentlichkeit hinein – ein Furche der Zerstörung für gesellschaftliches Zusammenleben. Grindel und Co. haben offensichtlich nicht den leisesten Schimmer, was sich jetzt in den Köpfen der Millionen fussballspielenden Jungen und Mädchen abspielt, und darüber hinaus bei den noch mehr Millionen, die dabei zusehen. Das kriegt auch keine Bundeskanzlerin mehr geflickt, die gerne darauf gesurft hat, als es noch gut lief. Der Schaden ist angerichtet. Jetzt werden alle nur noch versuchen, ihre eigene Haut zu retten.

Bereiten USA Krieg gegen Iran vor?

Ich fürchte ja. Aus der Geschichte wird nicht gelernt. Irak, Afghanistan, Libyen, Syrien, Somalia – alles egal. Für diese These spricht, dass eine noch bis 2012 zutreffend als terroristische Organisation eingestufte altstalinistische iranische Menschenhändlersekte von den Trump-Spiessgesellen für eine Regime-Change-Strategie wiederbelebt wird – hier ein englischsprachiger Bericht eines iranisch-amerikanischen Autors, der sich, augenscheinlich vergeblich, zeitlebens für eine Verständigung zwischen beiden Ländern einsetzt.
Wenn die Nato noch für irgendwas gut sein soll, muss sie versuchen, diese Politik der Trump-Bande auszubremsen.

Endlich: WDR-Intendant Buhrow informiert und nimmt Stellung

Dem geschätzten Kollegen Kai-Hinrich Renner ist mit diesem Interview mit WDR-Intendant Buhrow ein medienpublizistischer Coup gelungen. Er macht es ihm nicht zu bequem, und die Informationen sind überraschend detailliert. Gemessen an seiner bisher gepflegten vieles überdeckenden Leutseligkeit nimmt Buhrow auch ungewohnt klar Position zu über #metoo hinausreichenden Fragen. Inhaltlich bleiben sie kritikwürdig, insbesondere zur Internetstrategie der öffentlich-rechtlichen Sender, oder zur Verteidigung der nervtötenden und das Senderimage schädigenden lärmenden Werbung.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
Sie können dem Autor auch via Fediverse folgen unter: @martin.boettger@extradienst.net