Brauchen wir noch Texte, die seitenlang die reaktionäre Perfidie des Trump-Regimes beschreiben? Roland Benedikter/telepolis tut es trotzdem. Es gibt etwas an der Diktion dieses Textes, das mich sehr stört. Er wendet sich in seiner objektiven Wirkung zu Trump-Propaganda, denn er spart jede Gegenbewegung, jeden Widerstand, oder auch nur Möglichkeiten dazu aus. In der “Logik” dieses Beitrages können wir uns nur noch auf den Rücken und unsere Kehle freilegen. Das ist nicht hilfreich.
Mehr geholfen fühle ich mich bei Beiträgen im Freitag. Journalistenveteran Konrad Ege hebt auf Widersprüchlichkeiten der aktuellen Wahlergebnisse ab. Guardian-Autor Richard Wolffe macht am meisten Hoffnung: aus seiner Sicht wird es für Trump enger, als er selbst denkt.
Nach der heutigen Nachricht von der 85-jährigen liberalen Supreme-Court-Richterin Ruth Bader Ginsburg erscheint mir folgendes Szenario denkbar: die Ernennung von Supreme-Court-Richtern ist einer der – sehr langfristig wirkenden – verfassungsmässigen Machthebel, die Trump und seine Senatsmehrheit betätigen kann. Da er das gewiss mit hinreichend bekannter Skrupellosigkeit tun wird, kann sich darüber eine bürgerkriegsähnliche Konfrontation der Gesellschaft mit wichtigen US-Verfassungsorganen ergeben. Da möchten wir nicht in der Nähe sein. Für deutsche Aussenpolitik hätte in einer solchen Konstellation Priorität zu vermeiden, dass Teile dieser Aggressionszustände strategisch nach aussen gewendet werden und in neue Kriege münden. Es wird sich nichts entspannen, es wird komplizierter.
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