In diesem Text ist eine spektakuläre Erkenntnis von Günter Bannas enthalten
Manfred Bissinger, und sogar die wesentlich jüngere Eva Menasse, stöhnten über heute sich auflösende Medienöffentlichkeiten. Im Kern geht es jedoch “nur” um ihren eigenen Bedeutungsverlust und den von ihresgleichen. Denn auch in der Zeit, in der Bissinger sich journalistisch besonders wohl gefühlt hat, in den 79ern bis 90ern, gab es nie eine “gemeinsame Öffentlichkeit”. Damals war es für Medienbesitzer*innen, und das waren schon zu jener Zeit in Deutschland z.B. nur wenige Familien, einfacher, ihren Herrschaftsanspruch durchzusetzen, Konkurrent*inn*en auszuschalten, und andere Teile durch schlichte Nichtbeachtung auszugrenzen. Diese Teile, das wissen wir heute besser, waren bemerkenswert gross und sind gesellschaftlich und politisch sehr heterogen. Es gab sie schon immer. Sie sind heute nur wieder “besser” bemerkbar. Sie nicht beachtet zu haben, war in der Rückschau des Besserwissens ein entscheidender Fehler, dem heute als eine seiner Repräsentantinnen die SPD zum Opfer fällt.
Die CDU könnte in Kürze folgen. Die Kurzatmigkeit der Hauptstadtberliner Medienbegleitung ist bemerkenswert vernebelnd. Jeder Fehler der Bundeskanzlerin in spe wird mit grösstem Vergnügen ziseliert. In der Regel halten sich die Autor*inn*en selbst heute noch für “die Öffentlichkeit”. Jedenfalls schreiben sie so. Da bin ich froh, dass ich jeden Sonntag noch Erkenntnisse des schreibenden Rentners Günter Bannas lesen darf, im “Hauptstadtbrief der Berliner Morgenpost”. Er relativiert heute auf spektakuläre Weise die mehrmaligen Ansagen Angela Merkels nicht mehr zu kandidieren, “als wolle sie für sich selbst die Tür zuschlagen”. Bannas dazu: “Die Verläufe der Zeitgeschichte richten sich nicht nach dem Willen der politischen Akteure. Situationen … können eintreten, in denen scheinbar plötzlich neu gedacht wird.” Hammer: das ist Journalismus.
Dass heute jede*r kostengünstig veröffentlichen kann, also z.B. sogar ich, ändert an den Machtverhältnissen nichts. Sie scheinen sich sogar weiter zu verengen, auf wenige Supermilliardär*inn*en.
Die gutgelaunte Sibylle Berg, spürbar erleichtert davon, dass sie – zu meinem Bedauern – bei Sp-on nicht mehr wöchentlich abliefern muss, wirft den rechten Politiker*inne*n ihren gerechten Hohn hinterher. Sie erinnerte mich an eine schon etwas ältere Lektüre aus adamag, der deutschen Schwester von Jacobin: beim Burning-Man-Festival können die kalifornischen Superreichen mal so richtig ausrasten, so wie es die*der einfache Rheinländer*in nur im Karneval tut. Beim Lesen musste ich mir immer bewusst machen, dass es ja solche Leute sind, “die die Welt beherrschen”, und bei Mr. Epstein Kunde waren.
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