von Ulrich Horn
In Deutschland gibt es etliche Milliardäre. Einige reisen auch. Kaum einer erregt mit einem Ortswechsel große Aufmerksamkeit. Anders Elon Musk. Als er hier auftauchte, wurde er bestaunt wie das siebte Weltwunder. Warum das so war, liegt auf der Hand. Jemand wie er ist hierzulande nur schwer zu finden.

Aus dem Boden gestampft

Der Mann beschränkt sich nicht darauf, sein Vermögen zu mehren, indem er es verwaltet. Er ist Unternehmer und Pionier. Leute, die sinnvoll investieren, haben es in Deutschland schwer. Sportförderer Hopp, den in den Fußballstadien regelmäßig Rudel von Dummköpfen attackieren, weiß ein Lied davon zu singen.

Es sind weniger Dummköpfe als Bürokraten, die in Deutschland das Denken und Trachten in allen Lebensbereichen prägen. Auch vor diesem Hintergrund fällt Musk aus dem Rahmen. Sein Auftritt mit einigen Regierungsvertretern von Brandenburg und vom Bund wirkte beinahe skurril. Dieses Bundesland und der Bund haben es mit Berlin über ein Jahrzehnt lang nicht geschafft, den Hauptstadt-Flughafen fertigzustellen. Die drei öffentlichen Investoren setzten Milliarden in den Sand.

Musk schreckte dieses weltweit belachte Paradebeispiel deutscher Dösigkeit nicht davon ab, in Deutschland zu investieren. Er stampft wenige Kilometer vom Skandalflughafen entfernt eine Autofabrik aus dem Boden. Eineinhalb Jahre nach der Grundstein-Fete soll sie im Sommer 2021 Autos produzieren.

Hechelnd hinterherlaufen

Sie werden, anders als die meisten deutschen Autos, nicht auf Benzin und Diesel laufen, sondern auf Strom. Sie werden nicht nur der Fortbewegung dienen, sondern auch Daten erheben und verwerten.

Lange hielten sich die deutschen Autobauer für Weltspitze. Doch im Vergleich mit Musk entlarvten sie sich als Schnarchnasen. Er baute am Auto der Zukunft. Sie verlegten sich darauf, ihre Kunden bei den Abgaswerten zu betrügen und leichtes Geld mit Autos zu verdienen, die technisch überholt waren.

Auf Musk schauten die deutschen Auto-Macher geringschätzig herab. Sie profilierten sich lieber mit der Präzision der Karosseriefugen. Während er das Auto auf den Kopf stellte, lagen die Eigentümer der deutschen Autokonzerne, ihre Manager, Belegschaften und Gewerkschaften im Tiefschlaf. Heute läuft die deutsche Vorzeige-Industrie Musk hechelnd hinterher.

Die Entwicklung behindert

Besonders tief schliefen die Abgeordneten von Bund und Ländern. Die Umweltbewegung hat sie zwar geweckt. Doch richtig wach sind sie noch nicht. Sie haben zwar begriffen, dass Erwerbstätige nicht nur im Betrieb, sondern auch daheim über das Internet arbeiten können und Schüler zu Hause und in der Schule digital lernen müssten. Die Abgeordneten bekommen es aber nicht hin, die Voraussetzungen zu schaffen. Die Programme, mit denen sie Deutschlands digitalen Rückstand beheben wollen, erreichen die Haushalte, die Schüler, Lehrer und Schulen nicht.

Dieser Skandal und seine Ursachen waren am Mittwoch im ZDF zu bestaunen. Während Politiker mit dem Pionier Musk parlierten, präsentierte der Sender den Beitrag: „Deutschland im Datenstau – Der verschlafene Glasfaserausbau“. Er schildert, wie die Abgeordneten in Regierungen und Parlamenten Hand in Hand mit der Telekom Deutschlands Entwicklung verschlafen und behindern. Sie bremsen das Land und verursachen riesigen Schaden.

Das Desaster, das die drei Bauherren Bund, Berlin und Brandenburg beim Flughafen anrichteten, hat Deutschland viel Renommee gekostet. Der Schaden wüchse, sollte Musk mit seiner Fabrik an der Bürokratie scheitern. Noch sieht es so aus, als könne er die Produktionsstätte pünktlich 2021 fertigstellen. Dass sie dann produziert, ist aber noch nicht ausgemacht. 10.000 sollen dort Arbeit finden. Doch wo sie wohnen werden, ist bis heute ungewiss. Verfährt die Bürokratie beim Wohnungsbau für die Fabrik wie beim Berliner Flughafen, wird Musk sein blaues Wunder erleben.
Dieser Beitrag ist eine Übernahme aus dem Blog des Autors, mit seiner freundlichen Genehmigung.

Über Gastautor:innen (*):

Unter der Kennung "Gastautor:innen" fassen wir die unterschiedlichsten Beiträge externer Quellen zusammen, die wir dankbar im Beueler-Extradienst (wieder-)veröffentlichen dürfen. Die Autor*innen, Quellen und ggf. Lizenzen sind, soweit bekannt, jeweils im Beitrag vermerkt und/oder verlinkt.