18 Jahre Lebenszeit für “Und morgen die ganze Welt”
Den Film habe ich noch nicht gesehen. Das wird wohl nun auch noch dauern. Politisch aufschlussreich sind aber auch die Besprechungen des Films. Drei Quellen, die ich auf ihre Art alle schätze, kommen zu verschiedenen, bis hin zu gegensätzlichen Urteilen. Sie verraten viel über den Stand des linken publizistischen Diskurses.
Tobias Prüwer/Jungle World liefert einen harten Verriss. Seine Perspektive kann ich insofern nachvollziehen: ich habe auch noch keinen Film gesehen, der meine eigenen politischen Aktivitäten adäquat abgebildet hat. “Das war doch alles ganz anders!” ist ein wiederkehrendes und fast immer richtiges Resümee. Wovon ich einen eigenen Film auf der besten Festplatte der Welt, in meinem Kopf, habe, kann der subjektive Blick einer Regisseurin/eines Regisseurs nur Unsinn hervorbringen. Das kann so schmerzhaft sein, dass mann besser nicht reingeht.
Zu einem unterm Strich viel positiveren Urteil findet Rüdiger Suchsland/telepolis. Seine Besprechung liefert nicht nur eine Kritik des Films, sondern auch seiner Entstehungsgeschichte, und benennt den Skandal hierzulande real existierender Produktionsverhältnisse. Und Überraschung: schon wieder wird die Feigheit u.a. des WDR beschimpft. Was für ein Zufall. In der Tat gilt nicht nur für diesen zweifellos ambitionierten Film: das grösste Abenteuer war seine 18 Jahre lange Vorgeschichte.
Zwischen diesen gegensätzlichen Polen ist die Besprechung von Barbara Schweizerhof/epd Film von Interesse. Barbara pflegt den fachlichen, filmästhetischen Blick – politische Positionskämpfe der Jungs sind ihr eher ein Gram.
Entscheiden Sie selbst, welche Perspektive Ihnen am nächsten ist. Vermutlich wird das Werk mit einiger Verzögerung in der Glotze präsentiert.
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