Joe Biden ist der 46. gewählte Präsident der vereinigten Staaten von Amerika. Was das bedeutet, wird jedem klar, der die Erleichterung von Menschen sieht, die sich darüber freuen. Sie freuen sich, dass dieser 77-jährige, nicht besonders charismatische, aber höfliche, freundliche Mann und seine strahlende Vizepräsidentin Kamala Harris seit einigen Minuten 273 Stimmen und damit die eindeutige Mehrheit der Wahlpersonen offiziell auf sich vereinigen. Es war Pennsylvania gegen 12.00 mittags in Washington D.C. Die Freude gilt nicht nur dem, was nun passieren wird, was notwendig ist – Biden nannte in der vergangenen Nacht drei  wichtige Ziele genannt: Die Corona-Krise zu bekämpfen und wirtschaftliche Existenzen retten, sich dem Klimaschutz  des Planeten wieder zuzuwenden, und Rassismus zu bekämpfen. Es ist vor allem auch das, von dem die Menschen hoffen, dass es jetzt aufhört

Ein schwarzer CNN-Journalist äußerte unter Tränen die Hoffnung, dass es jetzt aufhören werde, dass eine ganze Nation, dass aber vor allem Minderheiten, Schwarze, Latinos, junge Menschen nicht mehr jeden Morgen auf Twitter Hass, Beschimpfungen und Verunglimpfungen durch den Präsidenten ertragen, und sich beim Weg zum Bäcker oder in den öffentlichen Verkehrsmitteln auf herabsetzende Bemerkungen einzustellen haben – was unter diesem Präsidenten für viele Afroamerikaner zum Alltag geworden sei. Viele Menschen, selbst solche, die mit der Politik Trumps vielleicht einverstanden waren, sich aber für sein asoziales Verhalten schämten, werden aufatmen können.

Herzlichen Glückwunsch an das demokratische, an das bessere Amerika, das einen Etappensieg errungen hat. Biden und Harris und viele andere ihrer Unterstützer*innen werden eine Menge zu tun haben, das Land wieder zu versöhnen, und die Republikaner werden es ihnen im Senat schwer machen. Und eine Frage stellt sich schon heute sowohl für die USA wie in Europa: Wie werden Demokraten weiter umgehen mit den Hasspredigern und Lügnern, Sexisten, Hetzern und Gewaltanhängern, die Rassismus predigen, Corona leugnen, Verschwörungsmärchen erzählen, Minderheiten diskriminieren, und Menschen sogar mit dem Tod bedrohen. Auch das muss aufhören!

Über Roland Appel:

Roland Appel ist Publizist und Unternehmensberater, Datenschutzbeauftragter für mittelständische Unternehmen und tätig in Forschungsprojekten. Er war stv. Bundesvorsitzender der Jungdemokraten und Bundesvorsitzender des Liberalen Hochschulverbandes, Mitglied des Bundesvorstandes der FDP bis 1982. Ab 1983 innen- und rechtspolitscher Mitarbeiter der Grünen im Bundestag. Von 1990-2000 Landtagsabgeordneter der Grünen NRW, ab 1995 deren Fraktionsvorsitzender. Seit 2019 ist er Vorsitzender der Radikaldemokratischen Stiftung, dem Netzwerk ehemaliger Jungdemokrat*innen/Junge Linke. Er arbeitet und lebt im Rheinland. Mehr über den Autor.... Sie können dem Autor auch im #Fediverse folgen unter: @rolandappel@extradienst.net