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Hoffnung jenseits der Impfung

Ob die Strategie, fast ausschließlich die Forschung für Impfstoffe zu fördern, der allein richtige Weg war und ist, darüber lässt sich trefflich streiten. Selten, aber erfreulich gibt es Ergebnisse der Forschung, die denjenigen Corona-Patient*innen  zugute kommen könnten, die das Virus bereits angefallen hat. So berichtet die “Aktuelle Stunde” des WDR-Fernsehens gestern, dass eine englische Studie über Cortison-Asthmapräparate zeige, dass diese wirksam schwere Verläufe einer Covid-19 Erkrankung lindern könne. Lungenarzt Norbert Mülleneisen aus Leverkusen würde das Medikament jederzeit Covid-19 Patienten verschreiben, und auch Karl Lauterbach findet lobende Worte für die Ergebnisse der Studie über das am Markt verfügbare Medikament.

Vorgestern berichtete das “ZDF- heute-Journal”, die Technische Universität Braunschweig habe zusammen mit einem kleinen Biotech-Unternehmen ein Mittel gegen das Coronavirus entwickelt, das bei Menschen, die bereits infiziert sind, die Virenlast innerhalb weniger Tage um 99% senkt. Das Mittel soll nun kurzfristig in sechs Testzentren bundesweit an erkrankten Patienten erprobt werden. Ergebnisse der Laborversuche stimmen zuversichtlich. Die Forschung ist bisher nur vom Land Niedersachsen finanziert worden und nicht vom Bund. Nun fehlen dem Start-up-Unternehmen etwa 50 Millionen Euro Fördermittel, um die Forschung erfolgreich fortführen zu können. Dass bereits ein chinesischer Staatsfonds zur Finanzierung vor der Tür steht, sollte zu denken geben.

Aber auch bereits existente und inzwischen zugelassene Corona-Medikamente – der Extradienst berichtete – sind kaum öffentlich bekannt, obwohl auch sie Menschenleben retten könnten. Angesichts der sich zuspitzenden Lage in den Intensivstationen wäre es doch eine Pressekonferenz von Jens Spahn und dem RKI wert, auf diese unter Umständen Menschenleben rettenden Möglichkeiten hinzuweisen. Viel zu oft ist in diesen Tagen von Zahlen, Inzidenzen und Ansteckungsraten, ja Risiken der Impfung die Rede.  Aber für Menschen, die selbst infiziert sind und für deren Angehörige sind Infektionsstatistiken und Impfzahlen irrelevant. Sie hoffen auf Chancen, die Infektion zu überleben, schwere Verläufe zu vermeiden und auf eine Perspektive. Diesen Menschen ist das Gesundheitssystem, ist die Politik in gleichem Maße verpflichtet, wie denjenigen, die das Glück haben, bis zur Impfung nicht infiziert zu werden. Aus der Gleichrangigkeit dieser Schutzrechte folgt auch, dass mehr als bisher für die Erforschung, Entwicklung und Beschaffung von Medikamenten zur Behandlung der infizierten Menschen investiert werden muss.

Es gibt noch keine verifizierten Untersuchungen, aber erste Anhaltspunkte dafür, dass das Corona-Virus heftig mutiert und versucht, auch Impfstoffe zu überwinden. Sinovac und Sputnik V stehen in dem Verdacht, gegen bestimmte Mutationen keinen hinreichenden Schutz zu bieten. Auch bei Astrazeneca gibt es Vermutungen, dass es nicht gegen die Südafrika- Variante des Virus immunisiert. Falls Mutanten wie diejenige, von der aus Indien berichtet wird und die die Eigenschaften der brasilianischen, südafrikanischen und britischen Variante in sich vereinigen soll und noch wesentlich aggressiver sein soll, in größerer Zahl entstehen, könnten die Medizin gezwungen sein, Zeiten der Unwirksamkeit von Impfstoffen zu überbrücken und Behandlungsmöglichkeiten zu erhalten, um trotzdem Menschenleben zu retten. Daraus folgt die zwingende Verpflichtung, mehr und bessere Medikamente zur Behandlung von Corona-Infizierten als bisher zu erforschen und zu entwickeln.

Über Roland Appel:

Roland Appel ist Publizist und Unternehmensberater, Datenschutzbeauftragter für mittelständische Unternehmen und tätig in Forschungsprojekten. Er war stv. Bundesvorsitzender der Jungdemokraten und Bundesvorsitzender des Liberalen Hochschulverbandes, Mitglied des Bundesvorstandes der FDP bis 1982. Ab 1983 innen- und rechtspolitscher Mitarbeiter der Grünen im Bundestag. Von 1990-2000 Landtagsabgeordneter der Grünen NRW, ab 1995 deren Fraktionsvorsitzender. Seit 2019 ist er Vorsitzender der Radikaldemokratischen Stiftung, dem Netzwerk ehemaliger Jungdemokrat*innen/Junge Linke. Er arbeitet und lebt im Rheinland. Mehr über den Autor.... Sie können dem Autor auch im #Fediverse folgen unter: @rolandappel@extradienst.net

Ein Kommentar

  1. Annette Hauschild

    Nicht zu vergessen die Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene, dass nasale Antiseptik, also Nasenspülungen mit Kochsalzlösung oder Polyvidon-Jod-Präparaten, sowie antiseptisches Gurgeln und Mundspülungen mit ätherischen Ölauszügen auf Alkoholbasis dazu beitragen können, die Virenlast bei schon befallenen Patienten erheblich zu reduzieren,
    und damit die Infektionsgefahr für andere und die Schwere der eigenen Erkrankung zu reduzieren. https://www.krankenhaushygiene.de/pdfdata/2020_12_02_Empfehlung-viruzides-gurgeln-nasenspray.pdf

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