Andreas Scheuers Lieblingskind – die Verleihroller oder “E-Scooter” leisten keinen ernsthaften Beitrag zum Umweltschutz. Ich weiss nicht, wie es Ihnen geht. Entgegen den Verheißungen, hier werde ein neues Vehikel “für die letzten Kilometer” vom ICE nach Hause oder von der S-Bahn zur Arbeit geschaffen, habe ich bisher fast ausschliesslich testosterongesteuerte Halb- oder Ganzwüchsige, Liebestrunkene Paare oder schlangenfahrende, angesäuselte Zeitgenossen in Großstädten auf diesen Vehikeln ohne jede Stabilität herumeiern gesehen. Zwischen den Radfahrer*innen stören sie, weil zu lahm, zwischen Fußgängern drängeln sie sich zum Teil rücksichtslos und gewalttätig durch. Wo liegt ihr Nutzen?
E-Scooter gefährden vor allem Blinde, Sehbehinderte und Passanten
Der bleibt bisher weitgehend unklar. In Berlin und Köln wie in allen anderen Großstädten stehen sie reihenweise im öffentlichen Raum und gefährden vor allem Sehbehinderte, Rollstuhlfahrer und Mütter mit Kinderwagen, weil sie Bürgersteige zustellen. Aber auch so mancher nächtliche Sturz von Privatpersonen in dunklen Ecken der Wohnviertel geht auf nachlässig abgestellte E-Scooter zurück. Die ganze Systematik der Verteilung und Vermietung ist zudem alles andere als nachhaltig. Die Verleihfirmen speichern zum einen umfänglich die Nutzerdaten – ob und wieweit sie von denen Bewegungsbilder speichern und verkaufen, ist nicht bekannt. Sie erheben diese Daten auf jeden Fall, weil die Roller mit GPS-Datenspeichern ausgestattet sind und auch wiedergefunden werden können.
Tausende – kein Scherz – E-Scooter im Rhein
Als vorläufiger zweifelhafter Gipfel hat sich nun die skandalöse Umweltgefährdung E-Scooter herausgestellt, die von wem auch immer in den Rhein geworfen werden. Das sind nicht etwa wenige. Nach einem Bericht der WDR-Aktuellen Stunde hat allein ein einziger Scooter-Vermieter einen Taucher beauftragen wollen, weil er unter der Hohenzollernbrücke etwa 500 seiner Roller vermutet, die in den Rhein geworfen wurden. Umweltschützer des BUND bergen regelmäßig im Uferbereich zahlreiche dieser E-Tretmühlen, die noch nicht alt, schon verrosten und vor allem die Chemikalien ihrer Batterien in den Rhein entlassen, der bekanntlich für Millionen Anwohner als Trinkwasserquelle des Uferfiltrats der Wasserwerke dient. Der Anbieter schreckte vor der Bergung zurück, als er den Preis für einen Profitaucher zur Kenntnis nehmen musste. Nun scheinen sich die Scooter-Vermieter vor einer Bergung drücken zu wollen.
Unökologisch und unsozial
Dabei sind derlei Verhaltensweisen rechtswidrig, denn die Betreiber sind aufgrund der gesetzlichen Recyclingvorschriften zur Batterie-Rücknahme oder dem Recyceln von Elektroschrott verpflichtet, für eine bestimmungsgemäße Entsorgung und damit auch für eine Bergung ihrer Wracks aus dem Rhein zu sorgen. Davor drücken sie sich ebenso wie vor umweltgerechter und sozialer Wartung ihrer Geräte. Diese werden zumeist entweder von Personen mit 450-Euro-Jobs und ungesicherten Arbeitsverhältnissen auf Honorarbasis gesucht, in die eigene Wohnung hochgetragen und aufgeladen, und am Folgetag wieder aufgestellt. Oder per Transporter eingesammelt, zentral geladen und auf dem selben Weg wieder disloziert. Die schmalen Margen, die in diesem Gewerbe anfallen, erklären von selbst, wieso es für Betreiber billiger ist, ihren Elektroschrott im Rhein vergammeln zu lassen, als für gutes Geld Industrietaucher für die Bergung zu engagieren.
Gesundheitsgefährdend und überflüssig
Im übrigen zeigt die Statistik der Unfälle mit diesen Schein-Tretmobilen, dass vor allem schwere Kopfverletzungen zumeist junger, männlicher Benutzer die Unfallstatistik prägen. Was kein Wunder ist, denn mit den winzigen Rädern bedeutet schon eine Bordsteinkante ein unüberwindliches Risiko, werden Gullydeckel, feuchte Stahlplatten oder Rollsplitt zu unberechenbaren Sturzfallen. Nein, diesen Mist braucht niemand – er sollte ebenso wie Andreas Scheuer als Minister lieber gestern als heute von der Bildfläche bzw. aus dem Straßenbild verschwinden.
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