Den Fall von Annalena Baerbock kommentieren heute u.a. Sascha Lobo/Spiegel und Stefan Niggemeier/uebermedien. Ich muss vermuten, dass es inhaltlich relativ ähnlich ist, denn Niggemeier hat es vorgezogen, sich hinter seine Paywall zu verziehen (erst in einer Woche frei zugänglich). Ich vermute auch, dass sie rechthaben mit Ihrer Kritik an der Grünen-Strategie, deren Fehlerhaftigkeit mir bei diesem Kampagnen-Claim schon klargeworden ist. Ich wARTE noch auf ein grünes Agendasetting, das nicht um sich selbst kreist, sondern gesellschaftliche Relevanz und Aussagekraft zeigt. In diesem Sinne gebe ich auch Extradienst-Leser Peter Kramer absolut recht.
“La Jauría”
Wenn Sie bei “Die Meute” in der Überschrift an die dachten, die Frau Baerbock jagen: falsch. Heute abend läuft auf ARTE die zweite Hälfte der linearen Ausstrahlung von “La Jaurìa” (dt. “Die Meute”), meine derzeitige klare Nummer 1 im Glotzprogramm (ob TV oder Streaming, Mediathek bis 24.7.). Hier eine kritische und informative Besprechung von Arabella Wintermayr/Freitag. Was ich besonders schätze: die Brutalität der Arschlöcher wird nicht verniedlicht, sie regiert aber nicht allein. Genauso wichtig: der Widerstand entsteht, wächst – und das Ende bleibt offen, wie im wirklichen Leben. Grossartig!
Obwohl ich mich schon vor zwanzig Jahren von den Grünen getrennt habe, finde ich die Stimmungsmache gegen Annalena Baerbock unerträglich. Da wirft man ihr vor, im Lebenslauf zwar ihr Politikstudium aufgelistet zu haben, aber keinen Hinweis darauf, dass sie es nicht abgeschlossen habe. Bisher dachte ich, man solle in seinen Lebenslauf dasjenige hineinschreiben, was man geleistet hat und nicht das, was man nicht gemacht hat. Demnächst muss ich wohl noch schreiben: Ich habe Fußball im Verein gespielt, bin aber nie Kreismeister geworden. Oder: Drei Jahre lang habe ich Klavierunterricht erhalten, aber niemals ein öffentliches Konzert gegeben. Oder noch besser: Mit 17 war ich in meine Klassenkameradin Elke verliebt, habe sie aber nicht geheiratet.