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Dead or alive

Eine gute Freundin, die von mir weiss, dass ich Svenja Schulze persönlich kenne, fragte mich zuletzt wiederholt, warum die eigentlich nicht SPD-Spitzenkandidatin sei; dann würde sie ernsthaft erwägen, die zu wählen. Tja, warum? Bzw. nicht? Zunächst wäre für mich die Frage: warum sollte Svenja Schulze sich das antun? In einem aktuellen Porträt vergisst taz-Autor Bernhard Pötter nicht zu erwähnen, sie sei “die bestgelaunte Umweltministerin aller Zeiten”. So kenne ich sie auch. Sie achtet halt darauf, sich diese Laune nicht vermiesen zu lassen. Das ist es, was sie stark macht.
Greenpeace hat gestern eine Veröffentlichung “Wir haben verhindert – Greenpeace-Analyse: Wie Politiker:innen Klimaschutz in Deutschland verwässert und blockiert haben.” vorgelegt. Aus gutem Grund mutet das Titelblatt wie ein Fahndungsplakat an. Wer sich von solchen Figuren die Laune und Motivation zu politischem Engagement vergällen lässt, hat schon verloren. Und ein Verliererinnen-Typ ist Svenja, das beschreibt Pötter treffend, nicht.
Wenn die deutschen Wähler*innen wirklich entschlossen sind, im September exakt diese Verhinderer (2/3 Männer) mit einem Regierungsauftrag zu versehen, dann hat sich an der irren deutschen Sicherheitsmentalität nichts geändert. Lieber mit dem Klimawandel sicher absaufen, als die permanente Unsicherheit: ist er zu verhindern, und, wann ja, wie? So sind die Deutschen. Ob die Welt uns trotzdem rettet? Mehr Unsicherheit geht wohl nicht. Aber die ist dann sicher.
Alternativen?
Jetzt wird es erst richtig schlimm. Die, deren Aufgabe es wäre, Alternativen zu diesem fanatischen Kapitalismus-Irrsinn anzubieten, haben keine Lust. Weit weniger jedenfalls als Svenja Schulze. Der Kollege Hans Hütt hat sich eine neue MARTEr ausgesucht. Jahrelang hat er sich für die FAZ durch deutsche TV-Talkshows gequält und anschliessend darüber geschrieben. In dieser Disziplin war er klar der Beste.
Nun schreibt er für die SZ über die Wahlprogramme der Parteien, zu Beginn über das der Linken. Der Arme muss wieder sehr gelitten haben.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
Sie können dem Autor auch via Fediverse folgen unter: @martin.boettger@extradienst.net

2 Kommentare

  1. Gernot G. Herrmann

    Der SZ Artikel zu dem Wahlprogramm der Linken ist ein schönes Beispiel für einen Beitrag eines Autors, der schon alles weiß, bevor er es gelesen hat. Da muss dann Bitterfeld dafür herhalten, dass nach Hütts Meinung die Linke immer noch die SED von 1960 ist (sogar Ulbricht wird zitiert). Dann werden Wörter gezählt (aha! Empiriker) und die eigene Belesenheit ins Feld geführt (Xerxes – eins: setzen!) Und warum ist der (nicht) geneigte Leser so verstimmt? Weil er kein “Regierungsprogramm” zu lesen bekommt. Wenn er das sucht, soll er doch das Programm der Grünen lesen, wo das 1,5 Grad Ziel als wünschenswert und Auslandseinsätze der Bundeswehr nur dann akzeptiert werden, wenn sie nötig sind. Warum muss Hütt, wenn er so leiden musste, wie Martin vermutet, sein Leiden auch noch veröffentlichen?

    • Martin Böttger

      Lieber Gernot,
      ich habe den Text so verstanden, dass die anderen Parteiprogramme auch noch drankommen.

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