Wundersame Bahn LXXV
Bahnreisende wundern sich eigentlich über nichts mehr. Aber manchmal doch. Am gestrigen Abend habe ich mich gewundert. Ich wollte von Köln Hbf nach Bonn fahren, um 21.56 h mit dem RB 26 nach Bonn. Auf Gleis 5 höre ich folgende Durchsage “Achtung für Gleis 5, RB 26 nach Bingen. Der Zug hat keine Verspätung.”
Ich wollte es nicht glauben, eine Durchsage, dass ein Zug keine Verspätung hat? Ich frage andere Fahrgäste, was sie verstanden hatten. Sie bestätigen das von mir gehörte und kurz danach wurde die ungewöhnliche Durchsage wiederholt. “Der Zug hat keine Verspätung.” Ok dachte ich, ist ja auch mal was Neues, und irgendwie ja auch schön, wenn ein Zug tatsächlich mal pünktlich ist. War dem Personal also auch eine Durchsage wert. Offenbar war in Online-Fahrplänen für diesen Zug irrtümlich eine Verspätung angezeigt worden.
Auf der Hinfahrt nach Köln, dieses Mal rechtsrheinisch unterwegs, hörte ich irgendwo zwischen Flughafen Köln/Bonn und Köln-Deutz den Hinweis, der Zug habe angehalten, “wegen einer Zugkreuzung.” Spontan fragte ich Mitreisende, ob ich das richtig verstanden habe und ob Sie wüßten, ob und wo sich die Gleise kreuzten. Ich machte mir Sorgen und rief beim Kundendialog an. Meiner eigentlichen Frage konnte ich mir die Vorbemerkung nicht verkneifen, dass ich mir bei der Bahn wirklich alles vorstellen könne, deshalb bereite mir der soeben gehörte Hinweis auf die Zugkreuzung existenzielle Sorgen. Ich wollte mehr erfahren, über die Zugkreuzung, ob es denn da auch Ampeln gebe und Fußgängerüberwege. Die Ampeln erklärte mir die freundliche Mitarbeiterin, hießen bei der Bahn “Signale” und Fußgängerüberwege gäbe es auch. Aber die Kreuzung bestehe darin, dass ein Teil der Strecke eingleisig sei. Diese Vorstellung, dass auf der rechtsrheinischen Strecke, wo auch ständig Güterzüge drüber rattern, ein Teil der Strecke nur eingleisig sei, vermochte mich allerdings nicht wirklich zu beruhigen.
Ich kam aber wohlbehalten in Köln an. Am Wochenende zuvor konnte ich mal wieder – wie in alten Vor-Corona-Zeiten – mein Leben in “vollen Zügen geniessen”. Weil mal wieder Züge ausfielen (“Wir bitten um Entschuldigung.”) und weil die, Züge die fuhren, leider mit weniger Wagen versehen waren, als vom Bedarfsträger bestellt und sicher auch bezahlt – waren die verbleibenden Wagen gut ausgelastet. Irgendwie fährt man so dicht an dicht auch sicherer, denn hinfallen konnte niemand, dafür gab es keinen Platz. Schaffner kamen auch keine. und man lernte sich näher kennen und man kam sich sehr, sehr nahe. Daran musste ich gestern wieder denken, als ich bei einer anderen Zugfahrt die Coronoa-Hinweise las, da wurde auch zum Abstandhalten aufgefordert.
Bei einer meiner Reisen am vergangenen Wochenende im ebenfalls gut gefüllten Zug hatte der Zugchef ein Einsehen und gab die Erste Klasse frei. Immerhin. Gut für die, die 1. Klasse-Abteile erreichen konnten. Bis zum Wahlsonntag konnten ja Inhaber von Monatsfahrkarten mit diesem Abo nicht nur innerhalb ihres Verkehrsverbundes, sondern bundesweit mit Nahverkehrszügen fahren. Eine lobenswerte Aktion der Verbünde. Ich bin auf diese Weise kostenlos mal nach Haltern am See gefahren. Ich mag Orte, die an Seen liegen … Und ich war in Andernach und Trier. Wollte ich immer mal hin. Andernach lohnt sich – die “essbare Stadt” ist einfach eine klasse Idee. Und siehe da – in Trier machen sie es nach auch. Trier ist teilweise “essbar” und was mich noch erfreute: dort gibt es überhaupt keine E-Roller. Nicht einem musste ich ausweichen, ich habe auch keinen einzigen gesehen. Das fand ich schön. Und am Abend habe ich in Trier der Grünen Bundestagsabgeordneten Corinna Rüffer bei einer Diskussion über “Mobilität im ländlichen Raum” zugehört. War auch gut.
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