Perlen in der TV-Glotze: Marina Weisband und die Fussballfrauen
Die Stärke der gegenwärtigen Frauenbewegung ist, dass sie sich längst aus der zugewiesenen und lange eingespielten Opferrolle befreit hat. An der realen Lebenslage ist bis heute vieles schlimm, menschenrechtswidrig, bisweilen unerträglich. Aber Jammern ändert nichts. Es kommt aufs Handeln an. Gestern hatte dieser Ansatz eine starke personelle Vertretung im Medium der Ü60-jährigen, dem deutschen Fernsehen.
Marina Weisband ist wie geschaffen für deutsches Quassel-TV: sie kann klug und reflektiert daher quatschen, sieht dabei gut aus, zeigt sogar kleine Anzeichen von Verletzlichkeit, die einerseits ihre Authentizität verstärken, andererseits bei den meisten heterosexuellen Männern Beschützerinstinkte wecken. Wenn Sie auch so einer sind, seien Sie beruhigt: ich weiss über Bekannte, dass Frau Weisband sich ihren Schutz gut selber aussuchen kann.
Kürzlich hatte die FAZ ein exzellentes Porträt von ihr in ihrer “QuARTErly”-Rubrik: “‘Israel ist für mich eine wertvolle Option, die mir immer offensteht’ – Von Rainer Schmidt und Victoria Jung (Fotos) ‘Der deutsche Umgang mit Antisemitismus ist oft seltsam’, sagt Marina Weisband. Die meisten Leute hielten ihn für verabscheuungswürdig, würden aber bei Problemen trotzdem nicht helfen. Ein Interview.” Nur leider hat die FAZ das lesenswerte und inhaltlich fabelhafte Porträt eingemauert.
Die NDR-Mediathek mauert nicht. Die haben wir ja schon von unserer Haushaltsabgabe bezahlt. Und Weisband hatte Glück: sie erwischte als Interviewerin die beste, die der NDR aufbieten kann: Inka Schneider, die am Ende der Sendung andeutete, dass die Damen gedachten, danach in eine lange private Verlängerung zu gehen. An Frau Weisbands Grips wird unsere politische Öffentlichkeit noch viel Freude haben.
Jana Buchholz/ZDF fertigte eine Art Werbevideo für die Fraueninitiative “Fussball kann mehr” an: “Fußball-Frauen: Zeit für die Offensive”. Unser alter Freund aus Mönchengladbacher Zeit Ewald Lienen und Unions Torhüter Andreas Luthe erfüllten die Männerquote. Regisseurin Buchholz verzichtete wohltuend auf eigene Kommentare und liess ausschliesslich die fabelhaften Protagonist*inn*en zu Wort kommen. Es ist unfassbar, wie ein Männerkartell unter dem Namen DFB verzweifelt versucht, die reale Welt da draussen aus ihrem Verband herauszuhalten.
Es wird ihnen nicht gelingen. Und wenn doch, besiegelt es ihren Untergang. Wir müssen nur aufpassen, dass sie den Fussball nicht mitnehmen.
Wundervoll!