Und: Gefahr für Olaf? / Oliver Jungen von Amazon “gekauft”?
Haben Sie diese Woche schon viel bei der SZ gelesen? Dann ist es heute zu spät. Dann kommen sie an diesen wichtigen Hinweis von Sonja Zekri nicht mehr heran (es sei denn Sie zahlen mit ihren Daten). Frau Zekri war eine Studienfreundin einer sehr guten politischen Freundin von mir, damals in Bochum. Sie ist seitdem als – ausgezeichnete – Journalistin viel herumgekommen in der Welt, und versucht ihre Leser*innen mit einem Hinweis auf Arundhati Roy zur Vernunft zu bringen. Da schreibt sie mir aus der Seele, nachdem ein minimaler Eintrag von mir in diesem Blog eine Kommentarflut ausgelöst hatte – weil es um meine Impfung ging. In Deutschland löst das Kreuzzüge aus – und die waren schon immer inhuman.
Zu Frau Roy kann ich Zekris Begeisterung nur bestätigen. Den ersten ihrer zwei Romane habe ich gelesen. Er rangierte für mich auf dem gleichen Niveau wie Gabriel García Márquez. Roys Essays hatte ich gelesen, als ich noch gedruckte Zeitungen las, die ich mir in der Grünen-Pressestelle im NRW-Landtag für die Bahnfahrt auslieh. Digital wurden sie meistens in Paywalls eingemauert (in Deutschland anfänglich in der FAZ, später in der SZ); da waren sie für mich leider nicht mehr zugänglich. Das entspricht zwar den Gepflogenheiten des kapitalistischen Essaymarktes, aber sicher nicht den politischen Intentionen von Frau Roy.
Gefahr für Olaf
Gerhard Schick war in Baden-Württemberg immer als Proporz-Linker erfolgreich über die Landesreserveliste der Grünen in den Bundestag gerückt. Die Alltagsloyalitäten, die einen formal “nur seinem Gewissen verpflichteten” Abgeordneten faktisch fesseln, haben ihm wahrscheinlich nur wenig behagt. Nach 13 Jahren Bundestagsmandat hat er die “Bürgerbewegung Finanzwende” gegründet, mit der seine allseits respektierte Fachkompetenz in Politik verwandeln will. Anfangs habe ich das belächelt.
Nun aber muss ich mich korrigieren. Schick ist ehrgeizig. Er hat eine bemerkenswerte Personenkoalition geschmiedet, die sich signifikant von der Ampel unterscheidet. Bei ihrer PR-Präsentation schieben sie den sozialdemokratischen Hamburger Bürgermeister Tschentscher ins Visier. Sophisticated, um nicht zu überziehen. Dabei ist klar: wenn der über die Finanzaffären Warburg oder Cum-Ex stürzen würde, wäre das ein Einschlag, der den Bundeskanzler nicht unverletzt lassen würde.
Oliver Jungen
Der von mir am meisten geschätzte TV-Kritiker der FAZ wirbt für eine Amazon-Serie. Dagegen habe ich eine Allergie. Darüberhinaus fand die die Produkte aus dem Hause Ulmen einerseits nicht wirklich schlecht, aber mich auch nie begeisternd. Soll das nun anders sein? Auffällig: obwohl die Masse von Supermarktbelegschaften aus Frauen besteht, und also auch von der Amazonisierung der Branche bedroht sind, dominieren im Ulmen-Casting, jedenfalls wenn ich nach den Erwähnungen bei Jungen gehe, die Männer.
Es gab längst einen Klassiker aus dieser Welt, freilich in einer anderen Zeit. Er spielte in einem Supermarkt, der in seinen kleinen Dimensionen noch nahe an “Tante Emma” war. Das ist heute unrentabel für die Grossfilialisten. Edeka-Lange bei mir um die Ecke ist noch ein letztes unterdimensioniertes Überbleibsel aus jener Zeit, unentbehrlich für die Rollator-Kundschaft aus 300 nahegelegenen Altensozialwohnungen.. Diese Welt wurde in “Ritas Welt” gezeigt, schöner, menschlicher, lustiger, als sie in der Wirklichkeit war bzw. ist. Ein Edelstein im Lebenswerk von Gaby Köster.
Diese Woche sind neue Bastarde auf dem lokalen Markt erschienen. “Uber Eats” hinterliess Papiermüll in meinem Briefkasten. Milliardärsbastarde. Ein guter Anlass, mich auf den Fussweg zum l’Olivo zu machen, um mich dort, von Mensch zu Mensch, von Mariana und Francesco verwöhnen zu lassen, und anschliessend Grüße nach New York auszurichten – ganz ohne Schutzgeld an Amazon, Uber, Gorillas u.ähnl. asozialen Dreck. Das Leben kann so schön sein.
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