Die gute Nachricht zuerst. Heute ist der erste Tag seit Omikron, an dem die 7-Tage-Inzidenz in Bonn leicht zurückgegangen ist: von 1.652 auf 1.504. Die Bonner Impfquote liegt über 87%; zwei Drittel sind geboostert. Stand letzter Woche liegen 88 Coronafälle im Krankenhaus (19 auf Intensiv), das war zuletzt angestiegen. Diese Daten sind respektabel – bei allem Chaos, das die arbeitenden Menschen, insbesondere in Kitas, Schulen und Pflegeeinrichtungen durchzustehen haben.
Langeweile: Fussballsaison faktisch beendet
Friedrich Küppersbusch hatte seine taz-Kolumne schon vor dem gestrigen Nachmittagsspiel abgeliefert. So konnte er noch nicht wissen, dass die deutsche Profifussballsaison schon gestern in Dortmund abgepfiffen wurde. Der Konzern aus dem süddeutschen Raum hat jetzt 9 Punkte Vorsprung. Die meisten seiner Gegner*innen werden die verbleibenden Spiele abschenken. Und wenn nicht, tut es eben der BVB.
Kein deutscher Sonderweg: die Punkt-Abstände zwischen dem Tabellenführer und dem Rest sind in ganz Europa verheerend gross: Spanien 6, England 9, Frankreich 13, Niederlande 5, Belgien 10, Türkei 9, Griechenland 9, Portugal 6, Schweiz 9, Österreich 14, Schottland 16 (die zwei Glasgower vor dem Rest), Serbien 5, Rumänien 8. Ausnahmen Dänemark, Kroatien, Italien, Russland – die können mit Spannung weiterspielen (Schweden hat Winterpause). Hier zeigen sich ganz normale kapitalistische Monopolisierungstendenzen, die den Sport weitgehend aufgehoben haben. Hinzu kommen flächendeckende Sexismus-Skandale bei Erstligisten, aktuell in Madrid (Vallecano, ein Trainer hat zur Gruppenvergewaltigung aufgerufen) und Amsterdam (Sportdirektor Overmars musste zurücktreten).
Die Fans waren schon vor der Coronapandemie angewidert. Nun finden sie Anlässe, sich für Wichtigeres zu interessieren (Video 9 min). Den Medienkonzernen, die jetzt ihre Abo-Gebühren verdoppeln, wünsche ich viel Vergnügen. Mr. Blavatnik soll ja nicht in Not geraten.
Kommunalpolitik – wer hängt wen ab?
Vor wenigen Minuten korrespondierte ich mit einem Leser, der mich auf Texte des Bonner Generalanzeiger aufmerksam machen wollte. Vergeblich. Die meisten sind digital eingemauert. Die Gastronomie, in denen ich die Papierversion in den letzten Jahren in die Hand genommen habe, haben zur Kostensenkung abbestellt. In der Pandemie sind Fixkosten lebensgefährlich. Bin ich nun abgehängt?
Oder ist es nicht umgekehrt? Die Verkaufszahlen der konzerneigenen Regional- und Lokalmedien kennen seit über 20 Jahren nur eine Richtung: steil abwärts – oder noch steiler (letzteres vor allem die mit den grossen Buchstaben).
Das ist nicht nur ein Problem dieser Medien. Ihre Verleger*innen habe es nicht besser verdient. Aber es ist auch ein Problem der Landes- und Kommunalpolitik. Die bemerkt nämlich keine*r mehr. Fünf Landräte in Baden-Württemberg haben es “schon” bemerkt, und wandten sich an ihren regionalen Monopolisten, dem nebenbei auch die grösste überregionale Tageszeitung SZ gehört, ebenfalls umfänglich digital vermauert.
Die angeblich so “bürger*innen*nahe” demokratische Politik hat also ein grosses Problem. Wie üblich war es schon seit Jahrzehnten absehbar. Aber wie sollten sie es bemerken? Haben ja so viel zu tun.
Ich, um das klarzustellen, bin nicht das Problem. Ich kann mir auch ohne eine teure Zeitung die Informationen, die ich haben will, besorgen. Aber wie viele tun das? Und wie lange hält eine Demokratie das aus?
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