Wolfgang Kintscher kenne ich noch als NRZ-Redakteur aus der Zeit, als ich für den Essener MdL Thomas Rommelspacher arbeitete (2000-05), ein anständiger Lokaljournalist. Nun heisst seine Arbeitgeberin “Funke-Mediengruppe”. Er schreibt hier über ein Thema, das zum Gähnen reizen könnte. Ist aber völlig falsch. In Wirklichkeit geht es um das Leben oder Sterben demokratischer Kommunalpolitik. Und seine Verlagsbosse sind die möglichen Mörder. Bei er Funke-Mediengruppe eine Mörderin: Julia Becker, die auch einen Dolch gegen Mathias Döpfner in den Kleidern mitführt 😉
Möglich, dass Frau Becker etwas cleverer um ihr Ansehen bemüht ist, als das in Kintschers Text nicht namentlich genannte rechte Medienhaus Lensing-Wolff, das die Stadt Dortmund wegen zu viel Journalismus verklagt. Was die Verlegermilliardärs-Lobby – juristisch weitgehend erfolgreich – betreibt, ist eine klassische Mafia-Strategie. Die Ware Information & Meinung muss verknappt werden, um sie zu profitablen Preisen verkaufen zu können. Je mehr davon verboten wird, umso besser die Preise.
Auf bundesweiter Ebene war das die Strategie gegen die “Tagesschau-App”. Die Tagesschau ist seit Gründung der BRD die erfolgreichste und mit dem grössten Verbraucher*innen-Vertrauen ausgestattete deutsche Medienmarke überhaupt. Von den Verlagskonzernen mit neidvoller Wut bekämpft und verfolgt. Nicht minder “gefährlich” sehen die gleichen Verdächtigen den Versuch von Kommunen, die Öffentlichkeitsarbeit unserer Gemeinwesen von bürokratischer Langeweile zu befreien. Öffentliche Bekanntmachungen, die das Publikum interessieren, könnten nämlich unmittelbar zum Ableben schlechter Lokalpresse führen.
Schon heute ist es selbst hier im bildungsbürgerlichen Bonn so, dass die Mehrheit der Bevölkerung keine Tageszeitung abonniert. Wenn Sie nun noch die schlampigen Abonnent*inn*en dazuzählen, die allenfalls den Sportteil lesen, ergibt sich daraus, dass ein klare Zweidrittelmehrheit, realistisch aber eher 80-90% von der real existierenden Kommunalpolitik absolut nichts mitbekommen und ahnungslos bleiben. Die höchste Reichweite hat mit hoher Wahrscheinlichkeit die WDR-Lokalzeit, bei der freilich schon immer eine Menge junger ambitionierter Leute arbeiten, denen der Weg zum Rathaus am Telefon erstmal erklärt werden muss.
So sieht es dann in den Kommunalparteien, dem Nachwuchsinternat der deutschen Demokratie auch aus. Eine grosse Leere, bisher mehr qualitativ. Es hat aber längst schon in Quantität umgeschlagen – ausser bei Grünen und FDP, in denen die Marktlage für Karrieren derzeit am besten aussieht – weniger Bewerber*innen, mehr Aussichten.
Fazit: wenn der Bundesgesetzgeber nicht mehr Freiheit für kommunale Medienarbeit sichert, gibt es einen kollektiven Selbstmord der profitorientierten Verlagsmedien und den von Verboten und Gerichtsurteilen drangsalierten öffentlichen Medien. Die Demokratie geht dann direkt mit ins Grab. Wollen Sie das? Ich nicht.
Guckloch
Hier noch ein kleines Guckloch (kürzer als 5 min) in der deutschen Kriegsmedienmauer. Friedrich Küppersbusch hat es wieder geschlagen. In der Ukraine wäre das verboten.
Letzte Kommentare