Paul Schäfer hat in seinem Spitzen-Beitrag zahlreiche Szenarien für den Ukraine-Krieg gedanklich durchgespielt. Stellvertretend für die Millionen Menschen, die das fürchten, die es verängstigt, und darum lieber versuchen, es sich vom Leibe zu halten. Eine zutiefst menschliche Reaktion, mit der die Oligarchen aller Kriegsparteien bewusst kalkulieren. Derzeit befürchte ich, dass der Krieg noch sehr lange bleibt. Sehr wenige profitieren davon, andere finden den Ausweg aus ihm heraus nicht mehr.
Wie koommich drauf?
Dmytro Durnjew ist mir bisher nie aufgefallen. Obwohl er schon länger schreibt, u.a. für die raumgreifende Funke-Mediengruppe. Er verbindet launig die begonnene “Datschensaison” in Russland mit brutalen Strategieüberlegungen im Machtapparat. Was hier klar durchscheint: Menschenleben sind egal. Sie sind nichts als Material, wie die Waffensysteme.
Es ist ja nicht so, dass die Untertanen der Oligarchien das nicht längst spitz gekriegt haben. Wer irgendwie kann, haut ab. Vor allem die Jungen, die Klugen, und die unter ihnen, die es sich überhaupt leisten können. Eine interessante strategische Variante des Klassenkampfs, wie des Kampfes der Systeme. Die strategischen Führungen dieser Systeme sind sich dessen durchaus bewusst und “spielen” damit. Maritta Tkalec/Berliner Zeitung berichtet von einer Tagung, die vom vom Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB) zusammen mit Population Europe und der Universität von Southampton organisiert wurde. Die Ukraine läuft also langsam leer – ähnlich wie Kriegsgegner Russland, nur eben auch in dieser Kriegsdisziplin mit grossem Grössenunterschied.
Da kann es nicht wundern – es wundert eher, dass so bisher so wenig darüber berichtet wurde, wohl um die Reihen geschlossen zu halten – dass auch in der ukrainischen Führung Strategiedifferenzen sichtbar werden, von Niklas Zimmermann/FAZ.
Und auf russischer Seite? Alexander Dubowy/Berliner Zeitung präsentiert einen Favoriten für eine Putin-Nachfolge: Nikolaj Patruschew. Mit mühevollem Understatement meint Dubowy, es “sollten die Gerüchte über einen baldigen Rückzug Wladimir Putins aus der russischen Politik nicht zwingend als ein Hoffnungs- und Friedensschimmer wahrgenommen werden.” Er lässt einen von ihm zustimmend zitierten von “Endzeit” sprechen. Was das politisch bedeutet, lässt er fatalistisch offen. Dabei müssten nach einem solchen Befund alle Gehirnadern heisslaufen – ganz im Sinne von Extradienst-Autor Paul Schäfer.
China-Kreuzzug?
In meinen eigenen Bemerkungen zu China habe ich, meine ich, nicht offen gelassen, wie ich zu dem dort herrschenden System stehe. Leben will ich dort nicht. Ebensowenig sehe ich in ihm ein taugliches Vorbild für Zukunftsentwicklungen hierzulande. Gleichzeitig ist es – wie Russland, nur reicher und mächtiger – Atommacht, und könnte die ganze Erde vernichten, wenn es seine politische Führung so befiehlt.
Wäre also ein Zerfall, eine “Endzeit” (s.o.) für die “Volksrepublik China” ein erstrebenswertes strategisches Ziel? Anzustreben, bevor wir uns mit ihrer politischen Führung über wirksamen globalen Klimaschutz verständigen? Ich meine: Nein. Aber nicht alle sind meiner Meinung (bin ich gewohnt). Nun hat ein Wissenschaftler namens Adrian Zenz ein “Konsortium internationaler Medien” ein Pferd satteln lassen, und sie sind begeistert losgeritten. Wie viele von ihnen mögen seinen Wikipedia-Eintrag gelesen haben? Und wie vielen davon war er egal? Weiss ich natürlich nicht. Und ich weiss auch von den “Edit-Wars” bei Wikipedia – es ist kein Wahrheitslexikon, sondern auch nur Politik.
Die Medien der VR China haben den Mann bereits als gefährlichen Feind identifiziert. Das hat seine Berühmtheit in der Aufmerksamkeitsökonomie signifikant gesteigert. Ein Profi.
Ach ja, und wer macht – so zwischendurch – Klimapolitik? Das fragte gestern “Die Anstalt”. Kein Spass, vor allem für Grüne nicht. Humorloser, aber inhaltlich ähnlich: Wolfgang Pomrehn/telepolis: “Katar liefert Frackinggas aus US-Förderung – Energie- und Klimawochenschau: Von gigantischen Extraprofiten für Öl- und Gaskonzerne, umworbenen Autokraten und brennenden Pinienwäldern”.
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