Wie habe ich ihn gestern herbeigesehnt, als ich in einer überfüllten Regionalbahn festsass. Vom Flughafen aus zwei lange Stopps vor Deutz, zwei weitere lange Stopps vor dem Hauptbahnhof. Nur noch atmen. Alles andere zwecklos. So schlimm war es “Von Berlin nach Nizza” nicht. Potenziell noch weit schlimmer war, was ich vorher im Bahnhof Beuel beobachtete: “Wie lange geht das gut?”

Der inhaltlich und im Leseumfang gewichtigste Beitrag war gestern “Arbeitsdruck – Anpassung – Ausstieg”, eine Untersuchung von Burkhard Schmidt, Rainer Nübel, Simon Mack und Daniel Röll im Auftrag der Otto Brenner Stiftung, von deren Geschäftsführer (und meinem alten Studien- und Fussballfreund) Jupp Legrand ich die grosszügige Erlaubnis zur Textübernahme habe. Tolle Arbeit und wichtig. Vielleicht etwas zu illusorisch “konvergenz”fixiert, was die Lage der Journalist*inn*en in der digitalen Transformation betrifft. Denn die Medienbesitzer*innen denken an nichts weniger, als an Konvergenz mit ihren Arbeitenden. Haben sie noch nie.

Reinhard Olschanski reagiert mit “Autoritarismus – Extraktivismus – Zombieindustrialismus” auf meinen kürzlichen Text “Der letzte Kampf des Extraktivismus”. Wir sind, was dieses epochemachende Problem betrifft, nah beieinander. Mir fehlt bei ihm eine realitätsnahe Benennung der möglichen Akteur*inn*e*n zur Klima- und Weltrettung – und ihrer Erfolgsaussichten. Denn die Zeit ist knapp.

Wie vernagelt es im öffentlichen deutschen Diskurs zugeht, wird vielleicht bei der Unkenntnis und Ignoranz, die in der heissgelaufenen documenta-Debatte Indonesien entgegenschlug, am deutlichsten. Wovon, so meine steile These, über 90% der Deutschen komplett ahnungslos sind, obwohl jährlich eine Viertelmillion von ihnen dort Urlaub macht, das habe ich schon als 8-jähriger in meiner popeligen Heimatzeitung gelesen: “Ich habe es gewusst”. Thomas Barth/telepolis schafft für alle Abhilfe – und die ist für alle deutschen Staatsautoritäten extrem peinlich und beschämend.

In “Kunst mit Badehose und Ketchup” berichtet Ingo Arend von einem Kunstprojekt in Humboldthain, das liegt kurz vor Polen, in Berlin. Also, ich habe da gestern in Köln-Ehrenfeld weit besser gegessen. Eine Übernahme von taz.de.

In “TV-Sportland” behandle ich den aktuellen Spitzensport der Damen und seine mediale Behandlung in Deutschland.

Und zum besser gelaunten Schluss machen Sie sich einen Reim-Spass mit Heiner Jüttner: “Oligarchow”. Wie Deutschlands “reichste Frau” Susanne Klatten hier ganz richtig zitiert wird: “Wer würde denn mit uns tauschen wollen?”

Rheinpegel Bonn 129 cm, und Montag soll es schon wieder Regen geben. Herrlich.

Bitte senden Sie aufbauende Beileidsbotschaften an unseren Freund Friedrich Küppersbusch. Ich weiss nicht, ob er unter den 17.000 Opfern (davon 9.000 Dauerkarteninhaber*innen) des heutigen 1:5 von RWE war. Es muss sehr schmerzen.

Kurz nach Mitternacht die neue Kolumne von Günter Bannas.

Freundliche Grüße

Martin Böttger

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
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