Wundersame Bahn CXIX
mit zwei Updates nachmittags: populärster Eisenbahner Europas / unvollständige taz-Oligarchen-Recherche
Tolle Reportage von Yves Bellinghausen/Berliner Zeitung: “119 Stunden und 16 Minuten: Eine Zugreise von Istanbul nach Lissabon – 939,23 Euro inklusive Hotelübernachtungen, um das europäische Streckennetz zu testen? Man muss schon ein radikaler Eisenbahner sein, um so zu reisen.”
Finanziert hat ihm den Spass die Karl-Gerold-Stiftung. Das verführt zu der steilen These, dass früher doch manches besser war. Nämlich z.B. die Frankfurter Rundschau. Oder, dass es mal “Jugoslawien” gab. Das machte es möglich, mit dem Hellas-Express zwischen Beuel und Athen in 48 Stunden zu reisen – mit Kurswagen von und nach Istanbul.
Update nachmittags
Kennen Sie Mick Lynch? Kein Wunder. Warum sollten deutsche Medien über einen britischen Medienstar berichten? Is’ ja ‘ne ganz andere Sprache. Und wenn deutsche Medien “Gewerkschafter” hören, schlafen sie sofort ein. Das ist von der KI ihres Betriebes so programmiert. Aber es gibt ja Internet. Bitte schön: “»Es bringt nichts, nur angefressen zu sein. Wir müssen uns organisieren.« – Großbritanniens Regierung bürdet den Menschen eine brutale Sparpolitik auf. Doch Mick Lynch, Generalsekretär der Bahngewerkschaft RMT, ist plötzlich zum Medienstar geworden und bringt die Politik in Erklärungsnot.” (Interview mit Mick Lynch geführt von Ronan Burtenshaw – Übersetzung von Ines Schwerdtner und Alexander Brentler/Jacobin.de)
zweites Update nachmittags
taz-Reporter Paul Toetzke hat sich an einer Recherche über den bösen russischen Oligarchen Wladimir Jakunin beteiligt. Seiner Geschichte zufolge hat der die russische Eisenbahn ausgeraubt. Aus Oligarchensicht in Ost und West ist das im real existierenden Kapitalismus der eigentliche Daseinszweck öffentlicher Infrastrukturen: sich von ihnen, den Oligarchen, ausrauben zu lassen. Es scheint so, dass der Herr Jakunin darin besonders “gut” war. Zur Hand gegangen dabei sei ihm nicht nur Wladimir Putin, sondern auch Alfred Gusenbauer, in seiner Jugend mal österreichischer Bundeskanzler. Bevor es dann ans Geldverdienen ging (s. G. Schröder, J. Fischer usw.)
Der Herr Gusenbauer ist hier in Bonn gut bekannt. Er putzte die Türklinken des seinerzeit noch sozialdemokratischen Oberbürgermeisters. In Diensten weder Wladimir Putins, noch Jakunins, sondern René Benkos. Das müsste mir der Kollege Toetke mal erklären, wieso ausgerechnet dieser Geldwaschsalonbetreiber (“Signa”) unerwähnt bleibt. Etwa wegen seiner guten Beziehungen zu einem ehemaligen “Ersten Bürgermeister und Präsidenten des Senats der Freien und Hansestadt Hamburg“ (“Elbtower”!)? Kann sich keiner mehr erinnern.
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