“It’s the economy, stupid!” – Best of 31. März 2023 mit: Wehner-Verteidigung, CGT (mit Update 1.4.), Irland, Rheinland-Derby
Was bedeutet der Krieg (“Meat Grinder”) für die ökonomische Basis der Ukraine? Es war schon vor dem Krieg schlimm. Wie es jetzt aussieht, versucht Kai Kleinwächter/telepolis zu ermitteln: “Wie Russlands Krieg die Ukraine in Abhängigkeit und Armut gestürzt hat – Nach einem Jahr Krieg existiert keine substanzielle Binnenwirtschaft ohne Hilfe von außen mehr. Soziales Niveau eines Dritte-Welt-Staates. Endet der Krieg nicht bald, werden die Folgen verheerend sein.” (Auch der 2. Teil von Kleinwächters Analyse von schockierender Klarheit.) Ökonomisch betrachtet lässt sich also schliessen: den Krieg verliert, wer die Ukraine übernehmen muss. Wenn das Putins Kriegsziel war: Mission accomplished. Präsident Putin ist meines Wissens leider nicht für materialistische Gesellschaftsanalysen bekannt. Oder was meinen die Experten unter unseren Extradienst-Lesern? Rajan Menon/TomDispatch/overton bekommt so eine zusätzliche Logik: “Der Krieg der Überraschungen in der Ukraine – Könnte es eine Überraschung zu viel geben?”
Klaus Vater wehrt sich für den toten Wehner
Der Genossen-Veteran Klaus Vater hat substanziell andere Erinnerungen als die FAZ-Autoren Reinhard Bingener und Markus Wehner in ihrer „Die Moskau Connection“: “Mal heißt ein Sputnik Schröder…”. Der erfahrene ehemalige Ministeriumssprecher beschränkt sich klug auf die Passagen, zu denen er persönliche und weit präzisere Erinnerungen besitzt, und nimmt das Werk auf diese Weise weit wirkungsvoller auseinander, als es ein Rundumschlag vermag. Jede*r mag danach selbst urteilen, ob es sie*ihn noch bereichern würde … Die Agenda ist mir zu durchsichtig – ich brauchs nicht.
Frankreich: CGT-Kongress mit Update 1.4.
Auf politische Bewertungen der Jungen Welt verlasse ich mich nicht. Aber dass unmittelbar nach landesweiten Streikaktionen und zahlreichen Millionen-Demonstrationen gegen die Rentenpolitik der Macron-Regierung die grösste Gewerkschaftsorganisation CGT einen Bundeskongress abhält, ist allein schon eine Nachricht, die mir in anderen deutschen Medien nicht wirklich aufgefallen ist. Aber hier. Raphaël Schmeller, Clermont-Ferrand: “Frankreich – »50-zu-50-Partie« – Kongress: Linienkampf innerhalb der Gewerkschaft CGT – Streit auch um »Vermittlungsversuch« bei »Rentenreform« von Macron”.
Update 1.4.: Gewählt wurde keine*r der von Schmeller aufgezählten Kandidat*inn*en, sondern Sophie Binet, die u.a. so zitiert wird: “In der Geschichte der Arbeiterbewegung wurde der Klassenkampf lange Zeit als wichtiger angesehen als der Kampf für die Emanzipation gegen Diskriminierung.In der CGT ist das nicht mehr der Fall, denn wir wissen, dass wir beide Kämpfe gemeinsam führen müssen.“
Irland
Bekommt Irland eine Linksregierung? Ich fürchte, solche Hoffnungen sind heillos übertrieben. Jacobin schürt sie. Ronan Burtenshaw führte ein Interview mit der Sinn-Féin-Vorsitzende Mary Lou McDonald (Übersetzung von Tim Steins): “Für ein progressives, vereintes Irland – Sinn Féin liegt in den Umfragen deutlich vorn und ist in Irland so beliebt wie noch nie. Über den Erfolg der Partei und ihre Vision für eine irische Wiedervereinigung.”
Rheinland
Im Schatten eines angeblichen “deutschen Clasico” kämpfen am Sonntagnachmittag der FC und die wahre Borussia gegeneinander gegen den Abstieg. Was soll mann davon halten – Not gegen Elend? Michael Oehm/seitenwahl weiss es. Sogar Olimpija Ljubljana konnte den FC schlagen – vor einem Fifa-Gericht. Reicht das Geld nicht mehr für Fifa-kompatible-Jurist*inn*en? Oehms schönster Satz: “Von der FIFA für ungebührliches Gebaren und moralisch verwerfliches Transferverhalten gerügt und bestraft zu werden, das ist schon so etwas wie eine Gefängnisstrafe für schlechte Tischmanieren, ausgesprochen von Richter Hannibal Lecter.”
Letzte Kommentare