Der politisch aufklärerischste Teil der taz ist mal wieder der Sportteil. Andreas Rüttenauer (“lebenslänglich Bayer”) erinnert sich an das Fussballspielen ohne Schiri. Ja, so war und ist das unter vernünftigen Menschen. Sie kriegen hin, was die “grosse Politik” nicht mehr schafft: Einigung in weniger als einer, höchstens mal 2-3 Minuten. Während die Lokalpresse voll von Randale in Kreisligen der Vereine ist, habe ich nie was über eine entsprechende Massenschlägerei von Pöhler*inne*n im Hofgarten oder der Rheinaue gelesen. Und wenn, stehts im General-Anzeiger ja hinter einer Paywall.
Was der gute Rüttenauer ganz sicher weiss, aber der Einfachheit halber weggelassen hat, ist die Ökonomie. Denn gestern beim Videobeweis in Stuttgart (DFB-Pokal-Halbfinale) oder letzten Samstag in Bochum bei einer Fehlentscheidung zu Lasten des BVB (vergessen wird dabei eine rotwürdige Blutgrätsche von Hummels, die genauso folgenlos blieb) ging es um sehr, sehr viel Geld bei den panischen Grossinvestoren und Oligarchen des Geschäfts. Geld, das weder im Hofgarten noch in der Rheinaue mitspielt – und in diesem Blog auch nicht.
Aber geht es “nur” ums Geld? Ich bin da unsicher, schätze das analytische Besteck des Materialismus. Aber auch der erklärt nicht die ganze Welt, nicht den ganzen Menschen. Nehmen wir im gleichen taz-Teil den Multimillionär Lionel Messi (in zahlreichen anderen Medien ebenfalls nur hinter Paywall). Der verdient so viel Geld, dass er sich die Aussage leisten kann, Geld interessiere ihn nicht. Obwohl: es ist ja nicht nur für ihn selbst, sondern er ist Unternehmer: einer grossen Familie und zahlreicher Diensteleistender. Es darf unterstellt werden, dass die in Barcelona gebliebene Familie wichtiger geworden ist, die in Paris fehlt. Sich dafür von einer von seinem qatarischen Arbeitgeber orchestrierten Medienkampagne beschimpfen lassen? Braucht mann das?
Für Qatar, Besitzer von PSG, spielt Geld bekanntlich sowieso “keine Rolle”. So wenig wie für den grossen Konkurrenten, den Saud-Clan, der das nach ihm benannte Saudi-Arabien regiert und besitzt. Was also spielt bei denen eine Rolle, wenn Geld keine spielt? Wer fährt die beklopptesten Autos? Wer hat die längste Yacht? Wer hat die meisten Frauen? Oder die Schönsten? Die Herren lieben sie lieber für uns Öffentlichkeit verhüllt. Oder doch die ewige Männerfrage: wer hat den Längsten?
Schade nur, um nicht schon wieder zu klagen, dass es ein Skandal-Verbrechen ist, dass es dabei so viele Tote gibt. In Kriegen (Jemen, Sudan, Syrien, Irak, Iran, Libyen, Libanon, Israel, Palästina) und auch im Gladiator*innen*system des Leistungssports.
Ohne Schiris, Stoppuhren, Punkterichter*innen, Sponsor*inn*en, Medien, Eltern, Trainer*innen ist es gesünder.
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