In der Szene der zahlreichen Menschen hierzulande, die sich um Solidarität mit Flüchtlingen kümmern, ist die Aufregeung derzeit besonders gross. In einem weiteren – menschenrechtlich zentralen – Politikfeld droht die Bundesregierung weit hinter ihren eigenen bescheidenen Ansprüchen zurückzubleiben. So häuften sich in den letzten Tagen die Appelle. Hier der fachlich fundierteste von 50 Organisationen, die in dem Bereich mit praktischer Arbeit aktiv sind: “Auf Kosten des Flüchtlingsschutzes – Appell an die Bundesregierung zu ihrer Position zur Reform des Gemeinsamen Europäischen Asylsystems: Keine Kompromisse auf Kosten des Flüchtlingsschutzes – Gemeinsames Statement von über 50 Organisationen”.
Viele ähnlich engagierte Menschen sind ähnlich verzweifelt über das immer schlechtere Funktionieren des deutschen Mediensystems. Nicht nur private Konzernmedien, sondern auch die uns allen gehörenden öffentlichen, unterwerfen sich freiwillig den Gesetzen kapitalistischer Aufmerksamkeitsökonomie. Und schleifen die letzten Reste von ernstzunehmendem Journalismus. Im “Beueler Extradienst” werden wir auch weiterhin positive Gegenbeispiele lobend verstärken und hervorheben. Aber das System nimmt – parallel zum Parteien- und Politiksystem – immer demokratiegefährdendere Formen an: “Bringt er uns alle um? – Den Kapitalismus in seinem Lauf … halten weder Demokratie noch Medien auf”. In diesem Text wird an einem grundsätzlich irrelevanten Beispiel ein kranker Mechanismus sichtbar, der sich bei Themen von Leben und Tod, Krieg oder Klimakrise in bedrohlich ähnlicher Weise abspielt.
Da denkense jezz am besten ma ne Viertelstunde drüber nach … (in Anlehnung an Fritz Eckenga).
Freundliche Grüße
Martin Böttger
PS: Das beste Fussballspiel dieser Saison, das Champions-League-Finale zwischen dem FC Barcelona und VFL Wolfsburg, kann das ZDF nicht in seiner Mediathek anbieten – ganz schwach. Der Streamingdienst eines russisch-ukrainischen-USamerikanischen Oligarchen kann es in einer aufgeblasenen 4-Stunden-Version auf dem Portal eines US-Monopolisten. Das nur, falls Sie denken, es sei doch gar nicht so schlimm mit unserem Mediensystem. Ich habe mich dagegen mit einem Festplattenrecorder bewaffnet, mit dem ich Programm, Sendezeit und Schnitt selbst bestimme.
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