Schon mal gehört? Mulatschak? Nähern wir uns dem Mulatschak ganz, wie es auch Lehrer tun würden und schlagen dass kleine Wörtchen bei „wortbedeutung.info (hier kraftvoll klicken)“ nach.

Was wir momentan bei Twitter erleben ist demnach ein Mulatschak, der zerlegt salopp den ganzen Laden. Erst sperrt er alle, die keinen Account bei Twitter haben, aus, teilt die Welt in die, die Twittern dürfen, der Rest bleibt draussen. Und die, die bleiben können, weil sie ihre Seele an Twitter verkauft haben, bekommen eine Limitierung, wie viele Tweets sie am Tag lesen dürfen. Und warum? Weil Elon Musk sich gegen das „extreme Ausmaß der Datenauslese“ wehren muss – sagt er.

Die Daten, die ausgelesen werden, sieht er als sein Eigentum, dabei sind es die Nutzer, die seiner Plattform das Leben schenken. Und wer liest die Daten bei Twitter aus? Böse Feinde? Putin? Nein, es sind OpenAI, Microsoft, Meta, Alphabet, Apple und all die, die eine künstliche Intelligenz (KI) glauben zu erschaffen und ihre LLMs (Large Language Models) für ihre KI (auch) mit Twitter trainieren. Gleichzeitig schaufelt er selbst Daten zusammen für seinen eigenen chatGPT-Bot – natürlich nicht nur bei Twitter, sonst bliebe sein chatGTP auf dem Niveau eines norwegischen Blaulings (das ist ein toter Vogel, der verfilmte Wikipedia-Eintrag: hier mit allem Mut klicken)

Was unterscheidet eigentlich den Mulatschak von Elon Musk von dem, was Wladimir Wladimirowitsch Putin anrichtet? Nichts, es sind beides kühle Technokraten. Von Wladimir Wladimirowitsch Putin wollen wir uns nicht unterdrücken lassen und werfen ihm Raketen zwischen die Füße. Bei Elon Musk? Wir lächeln, warten und wissen uns nicht zu wehren, ob dieser Omnipräsenz und Allmacht liefern wir uns aus. warten darauf, dass er nach seinem nächsten Nickerchen nicht mehr so raunzig ist, weil wir uns dem Willen dieses Potentaten gefügt haben. Das allerdings ist ein Demokratieverständnis, das dem von Wladimir Wladimirowitsch Putin absolut gleichkommt. Wir lassen uns regieren, so wie das russische Volk konditioniert und kraftvoll regiert wird. Konditioniert sind wir – durch unsere schüchterne Gefügsamkeit – ebenso.

YouTube drängelt ebenfalls, dass wir uns mit einem Google-Account anmelden und demnächst können wir nur noch drei Videos ansehen, wenn der Adblocker nicht abgeschaltet wird, danach bleibt der Bildschirm dunkel, einziger Ausweg: https://invidious.io/

Leider nicht für Lehrkräfte geeignet, wenn sie in Ermangelung eigener pädagogischen Fähigkeiten auf YouTube den Lehrer Schmidt empfehlen. Das klicken die Kids gerne an, sehen fünf Minuten den Unterrichtsstoff und verschwinden dann um Stunden in ihrer YouTube-Blase. Sehr hilfreich! Stellen wir uns vor, wir würden von Lehrern verlangen, auf YouTube zu verzichten, nein besser noch, wir verbieten es.

Weil ja jeder einen Google-Account (oder Twitter) hat, fällt dieses einnehmende Wesen der Internet-Giganten nicht auf, wie also einem Lehrer (oder -innen) erklären, was sie falsch machen? Es funktioniert doch, irgendwie, mehr wollen sie nicht, mehr können sie nicht.

Der „norwegische Blauling“ (übrigens übertrifft hier die Synchronisation das Original) weiter oben kommt von YouTube, aber über https://invidious.io/ ein dezentrales Netzwerk, das über verschiedene Server die YouTube-Inhalte streamt, sogar zum Download anbietet. Haken an der Sache: nicht jeder Server aus der Liste ist gleich gut und durchgängig verfügbar. Zudem sabotiert YouTube dieses Portal – aber: Es funktioniert! Nur zugreifen! Werbeblase und der übliche Google-Datenstriptease entfallen. Und wenn ein Link nicht funktioniert: einfach einen anderen invidious-server wählen – und es geht an anderer Stelle mit gleichem Inhalt weiter.

Katastrophaler ist der Zustand der umfassenden Konditionierung seitens Microsoft. Was haben wir schon alles bereitwillig geschluckt, weil eine Alternative fehlt! Keine Behörde kann auf Windows verzichten! Und privat bin ich gezwungen die Produkte vom Microsoft einzusetzen, weil sie auf jedem Computer (außer Apple, die sind aber zu teuer) immer drauf sind.

Und billiger werden sie auch noch, die Festplatte wird nicht mehr gebraucht, der Rechner muss nicht sonderlich schnell sein, ich rufe über die Cloud von Microsoft nicht nur meine Daten ab, sondern gleich das aktuellste und sicherste Windows, das es je gab, auf. Damit wäre dann nicht nur meine Privatsphäre komplett bei Mircosoft untergebracht, sondern auch alle meine Daten (wird schon keiner abschalten, solang ich gefügsam bleibe). Mehr brauche ich privat sicherlich nicht und keine Behörde kann auf die sicheren und bewährten Produkte aus Redmond verzichten.  Es mag jetzt von berufener Seite Widerspruch geben, von diesen Nerds und Spielverderbern – bitte zurück ins letzte Glied! Wir müssen technologieoffen bleiben! Sagt die FDP.

Andererseits, wer für alles offen ist, der kann nicht ganz dicht sein. Könnten wir, ich fühle da so etwas in mir, einen eigenen Mulatschak riskieren? Wie heißt es salopp: Trinkgelage; ausgelassene Feier, bei der am Ende Geschirr und Einrichtungsgegenstände zertrümmert werden. Das könnte so aussehen, mit Trennsilben buchstabiert: Mu|la|t|schak (hier angstfrei drauf klicken) Leider zeigt das Ende des Videos auch das Aus des Traums.

Nachtrag: Wer die Links anklickt, braucht vielleicht ein wenig Geduld, aber es lohnt sich, als Add-On Mulatschak nochmal – diesmal live bei Biolek!

Über Christian Wolf:

Christian Wolf (M.A.) ist Autor, Filmschaffender, Medienberater, ext. Datenschutzbeauftragter. Geisteswissenschaftliches Studium (Publizistik, Kulturanthropologie, Geographie), freie Tätigkeiten Fernsehen (RTL, WDR etc.) mit Abstechern in Krisengebiete, Bundestag Bonn und Berlin, Dozent DW Berlin (FS), Industriefilme (Würth, Aral u.v.m), wissenschaftliche und künstlerische Filmprojekte, Projekte zur Netzwerksicherheit, Cloudlösungen. Keine Internetpräsenz, ein Bug? Nein, Feature. (Digtalpurist)