In Berlin-Mitte sollen immer noch Menschen frei herumlaufen, die Medien des Springerkonzerns für geeignet halten, um Botschaften an das Volk da draussen zu verteilen. Sie verwechseln in fast schon pathologischer Verblendung diese Medien mit der Stimme dieser komischen Menschen da draussen, denen sie kaum noch begegnen können. Und was sie dort lesen – Agendasetting – halten sie für wichtig. Da geht nicht nur den Politiker*inne*n so, sondern auch den Journalist*inn*en, die für weniger Geld arbeiten müssen, als Friede Springer und Mathias Düpfner. Weil sie die für Rollenvorbilder halten, schreiben sie bei den Medien ab, die denen gehören. Das machen übrigens auch die meisten Redaktionen öffentlicher Medien so, schon allein, weil sie furchtbare Angst davor haben, von Springers Medien kritisiert zu werden. Werden sie auch. Ständig. Damit sie diese Angst nicht verlieren.

Bei diesen hier beschrieben Typen und Typinnen ist noch nicht angekommen, was durchaus einen Wahlergebnissen ähnlichen Stellenwert hat, und jedenfalls relevanter ist, als die inflationär verbreiteten Umfragen über dies und das. Das Volk da draussen kauft keine Zeitungen mehr, und schon gar nicht welche von Springer. Ich bin ja schon 66, und kann mich also gut daran erinnern, dass die sog. Zeitung Bild in den 90er Jahren, begünstigt durch die unterinformierte damalige Ex-DDR-Bevölkerung, noch über 5 Mio. Exemplare verkaufte, die aufgrund der giftigen Druckfarben zum Fischeinwickeln nicht geeignet waren, und beim Arschabputzen hässliche Streifen hinterliessen. Aber die machten reich: Friede Springer, Mathias Döpfner – und zeitweise auch den späteren Pleitier Leo Kirch. Von der damaligen Bild-Auflage sind jetzt also noch 16% übrig. Und es ist absehbar, dass ihr Druck in absehbarer Zeit eingestellt wird – zu teuer, wie auch die “Journalist*inn*en”, die da noch arbeiten. Aber wann merken die Politiker*innen und Abschreiber*innen, dass es ein “totes Pferd” ist?

Die strunzdummen Fussballer*innen

Ja, die Dummheit einer Mehrheit der politischen und kommentierenden Klasse ist noch übertreffbar, und zwar durch die, die den deutschen Profifussball repräsentieren, überwiegend der Herren, aber zunehmend auch der Damen. An der deutschen Bundestrainerdebatte will ich hier nicht teilnehmen. Das ist mir zu doof. Es muss als grundlegende Erkenntnis ausreichen, dass die publizistische Zusammenarbeit mit Springermedien von Spieler*inne*n, ihren Berater*inne*n, sowie von Intrigant*inn*en in Vereinen, DFB und DFL, ein Sprengsatz an jeder Entwicklung von Teamgeist ist. Es gibt einen Systemgegensatz zwischen “Mannschaftssport” und Boulevardmedien (inkl. TV). Wer mit denen spielt, will Sabotage (auf Parteien übrigens voll übertragbar).

Beispielhaft jetzt auch von den Frauen vorgeführt. Nach dem sportlichen Desaster bei der WM war es gewiss eine gute Idee des Trainerinnenstabes, mit den Spielerinnen einzeln zu sprechen, um ein Fundament für eine Fehleranalyse zu schaffen. Dass unzufriedene Spielerinnen (oder ihre Berater*innen) das an Medien durchstechen, und es dort zur “Umfrage” aufgeblasen wird – das ist leider unter heutigen Bedingungen Berufsrisiko. Um das einzugrenzen, dafür unterhält ein Verband gewöhnlich eine Abteilung, die die Nachrichtengebung konstruktiv und offensiv zu steuern versucht. Möglich, dass der DFB in seiner heutigen Lage dazu nicht mehr in der Lage ist.

Strunzdumme Berliner Politiker*innen

Von denen profitiert eine iranische Politsekte, die im Iran selbst jede Bedeutung verloren, aber ihre Lobbyarbeit bei doofen (und rechten), auf jeden Fall an iranischen Fakten schon immer desinteressierten Politiker*inne*n in Europa und den USA exzellent professionalisiert hat. Es gibt schlaue Leute, wie z.B. den Ex-Sicherheitsberater von Donald Trump, John Bolton, die sich nicht nur instrumentalisieren lassen, sondern umgekehrt diese Sekte für ihre Zwecke instrumentalisieren. So drehen sich alle umeinander. Das nennt mann selbstreferentiell, hat aber nichts mit dem Iran oder gar seiner demokratischen und feministischen Revolution zu tun.

Woher ich das weiss? Zum einen durch meinen früheren WG-Mitbewohner, der nach dem Irak-Iran-Krieg und dortigen Armeedienst aus dem Iran geflohen war. Zum anderen durch die heute bestens TV-bekannte Isabel Schayani, die vor 23 Jahren mit dieser taz-Recherche mehrere Kölner Grüne, die ich alle persönlich kannte, und mit einer sogar so befreundet war, dass wir uns heftig darüber stritten, in böse Probleme brachte. Und diese Sekte gleich mit. So geht Journalismus.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
Sie können dem Autor auch via Fediverse folgen unter: @martin.boettger@extradienst.net