Beueler-Extradienst

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Wer ist dümmer?

Mathias Döpfner oder Künstliche Idiotie (KI)?

Als ich noch Berufspendler war (1987-2005) kaufte ich mir täglich am Hauptbahnhof u.a. den Express, weil ich ihn damals ernsthaft für relevanten Boulevard hielt. Mein späterer Freund Klaus Kleinöder arbeitete dort, es gab einige kompetente Sportredakteure, einer übernahm später die PR-Arbeit meiner Borussia. Ein Anderer wurde sogar NRW-Regierungssprecher und hatte in der berüchtigten “Kölner Silvesternacht” 2015/16 clevererweise Urlaub, also ein Alibi. Mein ehemaliger und mittlerweile verstorbener Arbeitskollege Rudi Schumacher musste die Sündenbockrolle spielen.

Bisweilen greife ich noch in meiner Fussballkneipe zum dort herumliegenden heutigen Express, und weine bitterlich, dass mich dieses bedruckte Etwas noch nicht einmal eine Halbzeitpause lang unterhalten kann. Und nun noch das hier. Wenn der Klaus Kleinöder das liest, Pendler zwischen Beuel und Wien, wird er ebenfalls bitterlich weinen. Er durfte noch recherchieren und Böses über den grossen Anzeigenkunden Karstadt schreiben. Die Chefredaktion schützte ihn.

Heute verkauft der Express im ganzen Rheinland noch 30.000 Exemplare. Wenn ich Angehöriger der ihn besitzenden Milliardärsfamilie wäre, hätte ich da keine Lust mehr drauf. Wie kommmichdrauf?

Thomas Knüwer macht sich viel Blogarbeit

Die oben gestellte Frage kann ich nicht beantworten. Ich kenne weder Döpfner noch eine KI “persönlich”. Knüwer aber beisst sich gerne an Medienfakten fest. Er macht das beruflich. Und hier finden Sie und ich eine ausgearbeitete Hilfe zur eigenen Meinungsbildung über obengestellte Gretchenfrage: Die Maeren des Mathias Döpfner in der KI-Version – Mathias Döpfner hat jetzt Zeit. Also, mehr als früher.”

Ahnungsloser Bescheidwisser ist nicht nur der Herr Döpfner. Es ist allerdings ein schwerwiegender Funktionsfehler des real existierenden kapitalistischen Herrschaftssystems. wenn seine Eliten so besch…..eiden funktionieren.

Keine Dummheit, sondern schlimmer

Mein Mitautor Helmut Lorscheid ist ja bekanntlich der festen Überzeugung, die deutsche Aussenministerin Annalena Baerbock sei eine “dumme Person”. Da bin ich besser informiert. Wer es schafft Kanzlerkanidatin und Bundesaussenministerin zu werden, kann nicht dumm sein. Allenfalls sind es die, die nicht verhindern konnten (aber wollten), dass sie das wird.

Wenn eine Bundesaussenministerin kariertes Zeug redet, dann ist das nicht Dummheit, sondern Absicht. Dumm sind die Berater*innen*stäbe, die das geschehen lassen, und sich nicht trauen intern Kritik zu üben. Alle zusammen werden so zu Versager*inne*n, und zwar gerade deswegen, weil sie schlau genug wären, es zu vermeiden.

Wenn die Bundesaussenministerin den chinesischen Präsidenten also beim von ihr freigewählten US-Sender Fox (ausgerechnet! – dieser Sender hatte Trump zu dem gemacht, was er wurde) – so bezeichnet, dann ist das nicht Dummheit, sondern Kalkül. Jede*r muss selbst entscheiden, was sie*er davon hält.

Wieso, werden die meisten fragen. Stimmt doch, was sie sagte. Yo. Sie und ich denken das und können das am Kneipen- oder Küchentisch so austauschen – da fällt kein Sack Reis wegen um. Frau Baerbock hätte das auch ihre Parteivorsitzenden sagen lassen können. Oder ihre Fraktionsvorsitzenden. Panzerknacker Hofreiter dürfte das in jedes Mikro erzählen, das nicht bei 3 auf den Bäumen ist (die heute-show flüchtet sicher schon vor ihm, aber Lanz bleibt ihm treu, solange er sich seine Haare nicht abschneiden lässt). Einfach um China zu signalisieren: wir sehen vieles bei euch kritisch, und meinen ernsthaft, dass ihr es ändern müsstet. Wer von uns würde da nicht mitgehen?

Baerbock sagte das aber an genau dem Ort genau so und höchstpersönlich. Das heisst, sie ist an guten (oder zu verbessernden) Beziehungen zur Volksrepublik China nicht interessiert, und lässt das die Welt so ausdrucksstark wissen, wie es eben möglich ist. Ich meine, sie ist da schlecht beraten. Aber das muss sie selber wissen.

Meine steile These: die Bundesregierung, mindestens ihre Aussenministerin, ahnt das Risiko eines erneuten Trump-Triumphes voraus, und will schon mal prophylaktisch unter seinen Teppich kriechen – indem sie Stimmung bei seiner Medienkundschaft macht. Wenn Trump gewinnt: “wir” sind die Guten!

Jedenfalls gehe ich da nicht mit. In der Zeit, in der ich politisch sozialisiert wurde – es war dieselbe Zeit, und oftmals sogar derselbe Ort, wie beim Bundeskanzler – wäre ein*e Aussenminister*in mit solchem Verhalten gefeuert worden.  Zeitenwende.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
Sie können dem Autor auch via Fediverse folgen unter: @martin.boettger@extradienst.net

Ein Kommentar

  1. Helmut Lorscheid

    Wenn jemand von Ländern schwadroniert, die Hunderttausende von Kilometern entfernt liegen, dann ist das sicher kein Kalkül. Das ist Dummheit. Die Äußerung von Baerbock (nich von Faser) bei Fox war sicher Absicht. Aber war es etwa klug? Ist es klug, als gewählte Abgeordnete darüber zu sprechen, dass es egal sei, was die Wähler denken? Ist das Kalkül. Kalkül setzt eine gewisse Intelligenz voraus. Das sie aufgestellt wurde, ist sicher nicht besonders klug, vielleicht setzen Leute wie Baerbock heute den Standard bei den Grünen. Ich weiß es nicht, ich bin beim völkerrechtlich verbrecherischen Angriffskrieg auf Serbien aus dieser Partei ausgetreten

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