Hören und Sehen
Zunächst zu der, die ich selbst geprüft habe. Manni Breuckmanns Klage über das Verschwinden der Reportage im Radio ist mir in Erinnerung geblieben. Seitdem achte ich intensiver darauf, wenn mir doch mal eine begegnet. Heute morgen z.B. in den DLF-“Gesichtern Europas“. Es handelt sich offenbar um eine Wiederholung eines schon gelaufenen DLF-“Hintergrunds“, der schon gestern Abend von mir unbemerkt gelaufen ist. Und zwar dieser von Niklas Mönch: “Frankreich: Abgehängte Regionen und Wut auf den Zentralstaatstaat – Immer weniger Bahnhöfe, Postämter, Arztpraxen und Menschen – in den Regionen der sogenannten ‘Diagonale du vide’ in Frankreich herrscht große Leere. Ein Nährboden auch für politische Extreme.” Die angebotene Audiodatei von 75 Minuten ist offenbar um einiges ausführlicher, als die linear ausgestrahlte Fassung.
Warum Sie das hören sollten
Deutschland jammert wie immer gerne auf “hohem Niveau”. Das ist zwar klassisch deutsch aber auch klassisch bescheuert und larmoyant. In Frankreich glitzert nur die Hauptstadt. Bei uns ist es umgekehrt: die Hauptstadt ist der abgehängte Teil (jetzt ist auch noch Wolfgang Wieland gestorben). Wenn Sie in einem halben Jahr vom EU-Wahlergebnis nicht schockiert sein wollen, sollten Sie sich das anhören. Dann sind Sie auf alles vorbereitet.
Münster-Tatort – von Detlev Buck gerettet?
Ich bin weder heisser Fan noch Feind des Münster-Tatortes. Ich nehme ihn immer gerne mit. Die ARD-Intendant*in*en hingegen sind jederzeit bereit, sich vor ihm in den Staub zu werfen, weil seine Einschaltquoten dreimal so hoch sind, wie irgendwas-mit-Fussball-der-Herren. Beim letzten Mal, erinnere ich mich, hatte ich 2-3 Lacher/Schmunzler. Der Humor der Drehbücher und Inszenierungen ist merklich ausgeleiert, aber meine Alterskohorte ist ja schon mit wenig zufrieden.
Bei den unzählige Male wiederholten alten/Original-“Mord mit Aussicht”-Staffeln habe ich bis heute ähnlich viele Lacher, aber in Krimifolgen, die nur halb so lang sind. Im Angesicht aktueller TV-Ware muss ich bisweilen vor Glück weinen, weil die damaligen Produktionsteams ihre Arbeit 2008-14 noch mit so viel Liebe gemacht haben. Schon damals haben wir uns im Büro überrascht angeguckt, dass die ARD, bzw. der WDR, sowas noch schafften. Die Kollegin mit Eifeler Migrationshintergrund bestätigte uns, das es alles so sei, wie es dort aussehe (wobei zum Teil woanders gedreht wurde).
Oliver Jungen/FAZ hat den morgen auszustrahlenden Münster-Tatort schon gesehen. Mit seinen TV-Kritiken stimme ich in der Regel überein. Sein Text ist mit Safari digital vermauert, mit Firefox und Chrome aber frei zugänglich – fragen Sie die FAZ, warum. Wenn ich ihm glaube, und ich neige dazu, dann holt Detlev Buck das Ding aus dem Routineloch, und die Kollegen Liefers und Prahl erblühen mit ihm neu. Ich werde probieren. Nach der Fussballfeinkost (15.30 h: Daimler-Bayermonsanto, eklige Hauptsponsoren, aber sehenswerter Fussball).
Schreibe einen Kommentar