die Realität 2023/24 muss mehr als beunruhigen!
Seit meinem 12. Lebensjahr bin ich Science-Fiction-Fan. “Ren Dhark” vom Kultautor Kurt Brand hat mich angefixt, nach 98 Heften war 1969 Schluss – aber seit den 90er Jahren fliegt die Mann/Frauschaft des mysteriösen Raumschiffs wieder durchs Universum, rettet Zivilisationen. Tausende Seiten philosophischer, ethisch anspruchvoller, skurriler oder bedrückender S.F. habe ich seither verschlungen. 99% haben immer ein tröstliches Manko: Sie beginnen entweder wie “Ren Dhark” 1966 erst 2050, lassen die nahe Zukunft aus oder erschlagen sie, wie “Perry Rhodan” die Atommächte des “Kalten Krieges”, durch phantastische militärische Überlegenheit von Strahlwaffen, Schutzschirmen und übersinnlichen Kräften von Mutanten. Sie machen es sich einfach und lassen Gegenwart und nahe Zukunft einfach aus.
Das ist ihre größte Schwäche. Vier existenzielle Realitäten der Menschheit, die auf den Nägeln brennen, bleiben dabei zumeist unbeantwortet: 1. Die Klimakatastrophe, 2. Soziale Ungerechtigkeit wie nie, 3. Krieg und Entmenschlichung durch Ideologien und Religionen im Vormarsch, 4. Überheblichkeit und Allmachtsphantasien der G7-Staaten und des hegemonie-besoffenen “Westens”.
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Das Langsame Schleichen in die Klimakatastrophe.
Es hat sich bei der COP 28 gezeigt, aber es zeigt sich auch jeden Tag. Die Widerstände der Politik, aber auch der Bürgerinnen und Bürger, die etwas entscheiden können, sich anders verhalten könnten, aber dies nicht tun, sind offenbar. Grüne Feigenblätter, Greenwashing und ein offenes “Weiter so” sind an der Tagesordnung. Obwohl für alle sichtbar derzeit die Flüsse in Europa über die Ufer treten, weil die Niederschläge nicht mehr, früher durch Schnee- und Eisbildung verzögert, von den Gebirgen in die Ebenen und ins Meer fließen, ist von Vernunft keine Rede. Heizungsgesetz-Grünen-Bashing, vor allem aus Bayern, das momentan über ganze zwei Windkraftanlagen verfügt, eine Energieform, die aktuell 66% unseres Engergiebedarfs deckt. Elektromobile mit 1.181 PS, die Panzern gleichen und den Feinstaub von Diesel-PKW allein durch ihren Brems- und Gummiabrieb übertreffen. Der größte CO2 – Ausstoß aller Zeiten 2023 weltweit. All das zeigt, dass wir als Spezies Terraner offensichtlich keiner vernuftorientierten Zukunft entgegen gehen. Wer kann angesichts dieser Entwicklung glauben und ernsthaft von einem “Erfolg”, oder gar einem “Durchbruch” der Weltklimakonferenz sprechen? Wir lügen uns selbst in die Tasche.
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Soziale Ungerechtigkeit wie nie.
Trotz aller Hilfsmaßnahmen wie der Strompreisbremse und anderer staatlicher Interventionen allein in Deutschland hat sich die Schere zwischen Arm und Reich nicht nur innerhalb unserer Gesellschaft vertieft – im globalen Maßstab gab es noch nie so große Unterschiede im Reichtum zwischen Elon Musk, Jeff Bezos, Marc Zuckerberg und Co., sowie den Saudischen, Katarischen, VAE-miratischen Bonzen einerseits und den Bewohner*innen der Slums von Südamerika, Südafrika, Indien, Fernost, der Sahel-Zone und Nordafrikas andererseits. Von russischen und ukrainischen Oligarchen und nordkoreanischen oder iranischen Diktatoren gar nicht zu sprechen, die sich die Taschen voll machen. Wer kann ernsthaft glauben, wie einige Verblendete in der EU, die gerade einen neuen “Asylkompromiss” ausgehandelt haben, die in Wirklichkeit im internationalen Armutswachstum – und Kriegen – begründete Migration würde sich durch Grenzkontrollen und Asyllager an den EU-Aussengrenzen beseitigen lassen? Weil die soziale Deklassierungsangst sie antreibt, werden innenpolitisch hunderttausende Wähler*innen in die Arme von Rechtspopulisten getrieben, die, erst einmal an der Macht, absichtlich noch mehr Ungleichheit schaffen. Trump, Meloni, Wilders, Orban, Kaczyński, Bolsonaro, und als Krone der asozialen Wertschöpfung Javier Milei sind die Totengräber der Demokratie, weil sie soziale Sicherheit und Demokratie erstmals seit Roosevelts “New Deal” und Trumans “Marshall Plan” als Gegensätze erscheinen lassen. Das kann, wenn wir nicht gegensteuern, das Ende der liberalen Demokratie als erfolgreicher Staatsform für lange Zeit bedeuten.
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Religionen und Ideologien als Menschheitsgeisel, Niedergang der Bildung.
Benjamin Netanjahu behauptet derzeit, durch einen permanenten Krieg gegen die Zivilbevölkerung im Gaza-Streifen die Hamas “auslöschen” oder zumindest besiegen zu können. Aber Hamas ist nicht nur eine Terrororganisation, sie ist eine Ideologie. Ihre Führer bedienen sich scheinreligiöser Formeln und verbinden sie mit vorgeblich sozialen Hilfsangeboten. In Wirklichkeit mißbrauchen sie den Islam, religiöses Unwissen und Naivität ihrer Handlanger und Opfer, um einen der bestialischsten Religionskriege zu führen, den die Gegenwart gesehen hat. Ihr Gegenstück sind die religiösen Fanatiker der jüdischen Siedler, die im Westjordanland unschuldige Palästinenser morden. Dieser Konflikt der Fanatiker gehört zum Gefährlichsten, was die Menschheit auf Dauer in einen unkontrollierbaren Konflikt stürzen kann. Fällt Netanjahu niemand in den Arm, kann der Konflikt, wie von den Strategen der Hamas und den Ajatollas in Theheran strategisch einkalt geplant, zu einem andauernden Religionskrieg ausweiten, der auch in Europa Anhänger finden wird. Auf diese Auseinandersetzung, die auf den Schulhöfen beginnt und auf der Straße mit Demonstrationen weitergeht, ist unsere Gesellschaft nicht vorbereitet. Auch hier werden intelligente Dialoge gebraucht, der Ruf nach schärferen Gesetzen und dem Strafrecht kann keine nachhaltige Lösung sein. Aufgrund der Allmacht asozialer Medien sinken Bildungsniveau, die Fähigkeit zu kritischem Denken und zur Emphatie drastisch. Aufklärung und Bildung aber sind der einzige Schlüssel zur Bewältigung der immer komplexer werdenden Zukunft.
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Überheblichkeit und Hegemoniestreben der G7-Staaten ungebremst.
Ich habe mir zum Prinzip gemacht, bei vielen Konferenzen, Bundestagsdebatten oder öffentlichen Veranstaltungen mehr auf die Körpersprache der Akteure zu achten, als auf die Reden, weil diese ehrlicher die Haltung der Akteure ausdrückt. Beim vorletzten G7-Gipfel in Elmau war die kolonial-imperialistische Haltung der westlichen Staatslenker gegenüber ihren geladenen Gästen aus den Schwellenländern nicht zu übersehen. Biden, der dem indonesischen Chef die Wange tätschelt – übrigens eine typische Geste von Mafia-Bossen – Macron, der vergeblich versucht, seinen afrikanischen Gesprächspartner jovial zu umarmen – die Führungselite des “Westens” hat offensichtlich noch nicht begriffen, dass sich im 21. Jahrhundert die postkolonialen Verhältnisse neu ordnen und formieren, und ist kaum vorbereitet darauf, dass sich mit BRICS+ eine neue internationale Kraft formiert, der mit Russland, Indien, China mehrheitlich “gelenkte Demokratien” und neuerdings Feudalstaaten wie Saudiarabien angehören. Bei denen diplomatische Leerformeln wie “feministische Außenpolitik” völlig wirkungslos verpuffen.
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Die nahe Zukunft der S.F. ist finster und ohne Lösungen.
Weil wir leider nicht damit rechnen können, dass Ren Dhark, Perry Rhodan, Capt. Janeway oder Commander Michael jetzt unsere irdischen Probleme lösen, müssen wir lernen, die nahe Zukunft aus den vorhandenen Daten zu extrapolieren. So beschrieb Ossip K. Flechtheim, Begründer der Futurologie und Zukunftsforschung in Deutschland seine wissenschaftliche Methodik, deren Voraussetzung die Anerkennung der Realität ist.
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Wenden wir es doch gleich mal an.
Danach müsste der intelligentere Teil des westlichen Bündnisses aus EU und USA vermutlich aufhören, in Sachen Ukrainekrieg von “Siegen” zu träumen und erst sich selbst, dann der Ukraine klarmachen, dass für erfolgreiche Verhandlungen über einen Waffenstillstand mit Russland droht, dass sich zwei Zeitfenster schließen könnten. Das Erste, wenn die europäischen Populisten 2024 bei den Europawahlen nennenswerte Erfolge in der EU erzielen und Mehrheiten so verändern, dass sie die Ukrainehilfen stoppen oder nennenswert verzögern könnten. Das zweite, falls ein durch den Krieg in Israel innenpolitisch geschwächter US-Präsident Biden gegen Donald Trump die Wahl verliert. Joe Biden muss mit Wladimir Putin verhandeln, jetzt. Alles andere ist Illusion, Kokolores, Verzögerung, Zeitspiel. Verhandlungen über Waffenstillstände ohne Vorbedingungen und vielleicht mit dem Ergebnis, dass dort eine Mauer gebaut werden muss, wo heute die Front verläuft, wären mehr, als eine sinnlose Weiterführung des Grabenkrieges, der täglich bis zu tausend Tote kostet. Schon einmal hat eine Mauer in Europa 30 Jahre überdauert, aber den Verlust an Menschenleben minimiert und Entspannungspolitik ermöglicht. Dann hat Putin am Ende vielleicht ein paar Gebiete gewonnen, aber die Ukraine ist in EU und NATO aufgenommen und der kalte Krieg wieder vor seiner Haustür. So what? Wer hat dann gesiegt? Keiner. Und das wäre die größte politische Niederlage, die der russische Imperialismus derzeit erleiden könnte und trotzdem Putin erlauben würde, sein Gesicht zu wahren. Warum will das niemand erwägen oder vertreten? Das Zeitfenster schließt sich und die S.F.-Helden kommen nicht!
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