Soll ich wieder über Krieg schreiben? Über eine vermisste Redakteurin der SZ? Über Carlson und Putin? Nein, warum soll ich mir und Ihnen den grauen Karnevalsfreitag – mit dem Karneval in Abidjan/Côte d’Ivoire werden wir selbst in Beuel nicht mithalten können – zusätzlich versauen? Ich liebe gute Nachrichten. Und habe eine aus meiner alten Heimat Gladbeck, die ich nicht mehr für möglich gehalten hätte.
Deutschland geht anders als Österreich respekt- und achtlos mit seiner Café-Tradition um. Besonders skandalös meine alte Heimat Essen. Das Café Overbeck ist jetzt ein Juwelierladen. Das Gebäude kam unter Denkmalsschutz. In Lüdinghausen, der Heimat des Extradienst-Maschinisten, wurde sogar das Gebäude niedergemacht, in dem zwei alte Damen ein sensationell überlebtes Lokal geführt hatten, in dem es eine Performance war, ihnen bei der Arbeit zuzusehen. Dass Cafés auch eine soziale Skulptur sind, bleibt ohne Berücksichtigung.
Die Stadt Gladbeck, mindestens so pleite wie Essen, und wie alle Ruhrgebietsstädte, hat sich entschlossen, ein Innenstadtcafé zu retten (und die WAZ, es nicht in ihre allgegenwärtige Paywall einzusperren). In diesem Café sass ich, als es noch “Feldhaus” hiess, jeden Samstagmittag nach der Schule mit den schönsten Frauen meiner Klasse. Wie könnte ich das vergessen? Zuhause drohte Erbsen- oder Linseneintopf als Mittagessen – warum also übereilt aufbrechen?
Später, als es schon “Schwarte” hiess, habe ich es wieder besucht, und alles wiedererkannt. Nun mit Aussengastronomie, weil der Rathausplatz verkehrsberuhigt wurde. Wobei: von der Vernichtung der Strassenbahn hat sich Gladbeck nie erholt. Aber ich schweife ab …
Wenn das Wetter wieder behaglich wird, muss ich noch mal persönlich nachsehen.
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